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ein klar definiertes kausales Verhältnis zugrunde liegen muss, in der Beziehun-
gen vollständig beschrieben sind. Eine solche Beschreibbarkeit ist in der Interak-
tion von zwei oder mehr Akteuren - das heißt auch in Unterricht - nicht gege-
ben. Der Versuch der technologischen Herstellung von Lernen im Unterricht ist
also aus Sicht der Institution Schule nachvollziehbar, aber letztendlich pädago-
gisch inkonsequent, weil dadurch Bedingungen für Lernen auf nicht haltbare
Weise trivialisiert werden. Für Lehrer und ihre alltägliche Arbeit im Unterricht
ist es jedoch unumgänglich, Wissen über die Wechselwirkung von Lehren und
Lernen zu entwickeln. In Vermittlungswissenschaften wie Didaktik wird solches
Wissen aber kaum wissenschaftlich - das heißt als objektiviertes Wissen - be-
reitgestellt, weil dortige Konzepte Handeln und Interaktion nur sehr unzu-
reichend berücksichtigen. Dieser Umstand wird eindrucksvoll durch Studien
verdeutlicht, die belegen „dass die im Lehrerstudium (...) erlernten allgemein-
didaktischen und fach-didaktischen Theorien (...) im Laufe der Berufsausübung
nahezu vollständig verschwinden“ (Wahl 2001: 158).
Das eben beschriebene Problem lässt sich darauf zurückführen, dass die
Wechselwirkung von Theorie und Praxis in der Wissenschaft entweder (1) durch
vorgeschlagene praktische oder hermeneutische Zirkel trivialisiert wird oder (2)
durch ein technologisches Schema von Interaktion bereits falsch konzipiert ist
(Benner 1986: 245). Nachhaltiges und daher tragfähiges Wissen über die Wech-
selwirkung von Lehren und Lernen wird konsequent erst durch Unterrichten
erworben. Dies geschieht dort allerdings weder methodisch kontrolliert noch
intersubjektiv abgesichert. Um Lernen weder als trivial noch als Black Box zu
verstehen, sollen in Folge Ebenen der Wechselwirkung von Lehren und Lernen
konzeptuell gerahmt werden.
Eine zentrale systemtheoretische Annahme zur Enttrivialisierung der Koppe-
lung von Lehren und Lernen ist, dass die Wirkung von Lehren auf Lehren durch
Interaktion erreicht wird. Diese Annahme macht eine Konzeptualisierung von
Lehren und Lernen als Interaktion notwendig. Für eine Auseinandersetzung mit
Unterricht stellt sich folglich die Frage, welche Ebenen und Charakteristika von
Handeln und Interaktion bestimmt werden können. Bildungsphilosophisch wird
Unterricht traditionell in mehreren Ebenen untersucht. Gruschka (2005) rahmt
seine Analyse von Unterricht in den Ebenen Vermittlung und Aneignung, Erzie-
hung und Bildung. Diese traditionelle bildungsphilosophische Konzeptualisie-
on im Unterricht - kausalistisch zu konzeptualisieren. „Der Begriff [Technologie] bezieht sich auf
die operative Ebene eines Systems, auf der der Gegenstand seiner Tätigkeit durch geordnete Arbeits-
prozesse in Richtung auf Ziele verändert wird. Die Technologie eines Systems ist die Gesamtheit der
Regeln, nach denen dieser Veränderungsprozess abläuft, also zum Beispiel Schüler das lernen, was
ihnen gelehrt wird“ (Luhmann/ Schorr 1982: 118).
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