Geography Reference
In-Depth Information
das, dass sich „[…] die Relevanz dieser Orte […] allein an den von der Commu-
nity bereitgestellten Inhalten“ (Döring/Thielmann 2009: 33) bemisst.
Auf der Ebene der visuellen Darstellung von Räumlichkeit im Internet spie-
gelt sich dies in der beschriebenen Beobachtung einer zunehmenden Inklusion
von ikonographischen und narrativen Elementen wieder. Wenn es diese Darstel-
lungspraktiken sind, die den Orten ihre Bedeutung innerhalb einer partizipieren-
den Netz-Community verleihen, dann muss sich auch der Charakter der Orte
selbst verändern. Es kann dann nicht mehr allein darum gehen, einen indexikali-
schen Bezug zwischen der symbolischen Ordnung der Karte und einem repräsen-
tierten Raum zu gewährleisten. Weniger die feste Verortung von Elementen im
Kartenmaterial als die ortsgebundene Erzählung von vergangenen, gegenwärti-
gen und zukünftigen Handlungspraktiken bilden den Kern raumbezogener
Kommunikation im geoweb. Dabei kann es sich, wie im Falle der Verknüpfun-
gen geographischer Daten mit Fotographien und Filmen bei Google Maps, um
die Zeugnisse und Dokumente vergangener Praktiken handeln, aber auch um die
Darstellung von gegenwärtigen Handlungen oder zukünftigen Handlungsmög-
lichkeiten. An die Stelle der Möglichkeit einer Verständigung über das „Hier“
oder „Dorthin“ rückt dann das „Hier und Jetzt“ oder das „Dorthin und Danach“.
Grundsätzlich machen Nutzer somit die Erfahrung, „dass Räume durch seine
Aktivitäten entstehen und durch mangelnde Aktivität auch wieder verschwinden
können“ (Schroer 2003: 71). Begreift man „Ort“ in Anlehnung an de Certeau als
eine „Konstellation von festen Punkten“ und Raum als „ein Geflecht bewegli-
cher Elemente“, dann wird deutlich, dass durch Geomedien zunehmend Orte in
Räume transformiert werden (1988: 218ff.). Denn anstelle von „einem ‚set of
fixed points' haben wir es mit Orten als einem Netzwerk von Relationen und
Verbindungen zu tun“ (Döring/Thielmann 2009: 13). Vor diesem Hintergrund ist
fraglich, ob klassische Raumkonzepte - besonders ein traditioneller, am Contai-
nerraum orientierter Begriff - geeignet sind, diejenigen Raumerfahrungen der
Akteure zu beschreiben, die sich aus deren Umgang mit neuen Geomedien erge-
ben: „Die entscheidende Leistung des Internets für ein zeitgenössisches Ver-
ständnis vom Raum liegt m. E. gerade darin, dass es die Einsicht befördert, dass
wir es nicht mit einem einmal gegebenen Raum zu tun haben, der irgendwann
vollständig vermessen und kartographiert sein wird.“ (Schroer 2003: 71)
7
Ausblick
Auch wenn die beschriebene Pluralisierung von Raumvorstellungen keine end-
gültigen Aussagen darüber zulässt, welche konkreten Raumkonzepte durch die
Nutzung von Geomedien vermittelt werden, lassen sich doch zumindest neue
Search WWH ::




Custom Search