Geography Reference
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Sprache erfüllt auch die bildliche Repräsentation von Wirklichkeit die Funktion,
die Kommunikation von der Notwendigkeit des Vis-à-vis der Kommunikations-
partner zu entkoppeln. Nach Berger und Luckmann (2004: 38) werden in der
Sprache im Besonderen und im gesellschaftlichen Zeichensystem im Allgemei-
nen subjektive Erfahrungen der Gesellschaftsmitglieder objektiviert, die wiede-
rum maßgeblichen Einfluss auf die subjektiven Aneignungsprozesse der Akteure
haben. Dies lässt sich auch für die visuelle Darstellung von Räumlichkeit festhal-
ten. Denn so, wie jemand in eine Sprachgemeinschaft hineingeboren wird, die
die Akteure mit vorgängigen Sinnstrukturen versorgt „lebe [ich] an einem Ort,
der geographisch festgelegt ist“ (Berger/Luckmann 2004: 24).
Das klassische Medium, in dem diese Verortung von Raum - ganz im Sinne
einer „Welterzeugung“ (Dünne 2008: 52) - stattfindet, stellt die Verwendung
von gezeichneten oder gedruckten Karten dar. Folglich bleibt die Art und Weise
der visuellen Aufbereitung und Vermittlung von geographischen Informationen
nicht ohne Folgen für das Raumverständnis der Akteure. Das Wissen um den
Raum reproduziert sich im Medium des Visuellen, sodass die Visualisierungen
des Erdraumes nicht nur als Raumrepräsentationen, sondern vielmehr als konti-
nuierliche Raumproduktionen angesehen werden müssen (Miggelbrink 2009:
180). Geographische Visualisierungen „are also rhetorically powerful as graphic
images that frame our understanding of the human and physical world, shaping
our mental image of places, and constructing our sense of spatiality. So, in a very
real sense, geographic visualisation makes our world; and to an increasing extent
may become our world” (Dodge/McDerby/Turner 2008: 3). Will man die Ver-
änderungen aufzeigen, wie „Raum“ nun von den Akteuren gedacht wird, er-
scheint es deshalb sinnvoll, einen Blick auf den Wandel der geographischen
Visualisierungspraktiken zu werfen. Der Unterschied zwischen geographischer
Wissenserzeugung und -verbreitung mithilfe digitaler Visualisierungstechniken
zur Verwendung „klassischer“ geographischer Darstellungsformen, wie Atlan-
ten, Globen oder gedruckten Karten soll im Folgenden erörtert werden. Dazu
wird zunächst die Karte als kartographisches Medium der Wissenserzeugung
beleuchtet.
et al. 2007: 16). Besonders pointiert wird dieser Zusammenhang aus postmoderner Perspektive von
Baudrillard formuliert: Im Zuge der Entwicklung der Reproduktionsmedien lassen diese das Reale
zunehmend verschwinden, indem der Versuch der Reproduktion des Realen zum Realen selbst - zu
einer „Hyperrealität“ sui generis - werde (Baudrillard 1988: 159).
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