Geography Reference
In-Depth Information
Visualisierte Räume.
Eine wissenssoziologische Perspektive auf Geomedien
Natalie Schilling und Florian Vietze
Google Earth und Google Street View sind aus Reiseplanungen kaum noch weg-
zudenken: Bereits vom heimischen PC ist ein Gang über den Champs-Élysées,
am Arc de Triomphe vorbei und über die Pont Neuf möglich und nach einem
weiteren kurzen Flug zum Eiffelturm und einem abschließend prüfend-kritischen
Blick auf die Fassade des Hotels wird sich für die Buchung der Parisreise ent-
schieden. Vor Ort angekommen, dient das Handy als mobiles Navigations-
instrument, ausgerüstet mit Digitalkompass, Kartenmaterial und Reiseführer.
Dann, nach der Rückkehr oder gleich mobil unterwegs, sind die letzten Urlaubs-
fotos mit wenigen Klicks im Internet per Geotagging bei Google Maps im digita-
len Kartenmaterial verlinkt oder bei Facebook unter der Angabe von ortsbezoge-
nen Informationen hochgeladen und können von anderen Teilnehmenden ange-
sehen, kommentiert und kommuniziert werden.
Dies sind nur einige Beispiele für den möglichen alltäglich Umgang mit neu-
en Informations- und Kommunikationstechnologien des Internets, die sich durch
die unmittelbare Anbindung an ortsbezogene Daten auszeichnen. Auch wenn die
Verwendung von medial aufbereiteten und vermittelten geographischen Informa-
tionen keine Erfindung des Internets darstellt, lässt sich nicht leugnen, dass seine
Verbindung insbesondere mit modernen Satelliten- und Lokalisierungstechnolo-
gien wie GPS oder WLAN-basierter Ortung zu einer gesteigerten Medialisierung
der Räumlichkeitsvorstellungen beiträgt (vgl. dazu auch: Döring/Thielmann
2009: 10f.). Diese Beobachtung eines sozio-technischen Wandels des alltägli-
chen Umgangs mit Geographie und Räumlichkeit im Internet lässt sich in eine
Gesamtentwicklung einordnen: Die innerhalb der Sozialwissenschaften verbrei-
tete Diagnose, dass in modernen Gesellschaften zunehmend über technische
Artefakte kommuniziert wird (Raab 2008: 7). Eine besondere Rolle kommt dabei
visuellen Kommunikationsformen zu. Für Raab zeichnet sich der Wandel vor
allem durch eine vermehrte Nutzung bildlicher Kommunikation, wie Fotografie,
Film, Computerbilder etc. aus und dadurch, dass sich die Menschen immer län-
ger und tiefgehender in „künstlichen“ Welten bewegen, virtuelle Realitäten kon-
sumieren und mitgestalten. Die Bedingungen, unter denen gesellschaftliches
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