Geography Reference
In-Depth Information
in deren Rahmen die Reflexion eigenen Handelns ein zentrales Element ist. Da-
mit eng verbunden ist die Berücksichtigung und Integration von LBS im Geo-
graphieunterricht als Beispiel für die lebensweltliche Nutzung von Geodaten. In
diesem Zusammenhang sind auch jüngere Ansätze zum Einsatz von Geoinfor-
mation im Unterricht zu sehen, wie bspw. der zu einer spatial citizenship , der
nicht den naturwissenschaftlich-analytischen Hintergrund, sondern die aktive
Teilhabe an Gesellschaft als mündiger Bürger unter Verwendung der neuen
Möglichkeiten mit Geoinformation ins Zentrum stellt (vgl. Gryl et al. 2010a).
Für einen mündigen Umgang mit LBS und dem geoweb reicht ein Wissen über
die Bedienung allein, ähnlich wie beim Umgang mit Geoinformationssystemen,
nicht aus. Vielmehr benötigt ein kompetenzorientierter Ansatz, der locational
privacy berücksichtigt, Wissen über die technischen Funktionen und Prozesse
von LBS und georeferenzierten web2.0-Anwendungen (u. a. das Sichtbarmachen
der Geodateninfrastruktur) und darüber hinaus ein Wissen über die Folgen der
Nutzung sowie ein Wissen zur Einschätzung eines Services bzgl. seines Nutzens
(vgl. Ridell 2010, Armstrong/Bennett 2008) 5 . Es geht dabei nicht um die Tech-
nik an sich, sondern vielmehr darum, wie sie, wann und wo von verschiedenen
Akteuren genutzt wird und mit welchen Auswirkungen - welche Prinzipien
dahinterstehen. Ferner gilt es zu verstehen, dass die personenbeziehbaren Geoda-
ten zeitlich persistent sind und mit weiteren personenbeziehbaren Daten auf einer
intra- und interpersonalen Ebene verschnitten werden können.
Für den Aktionsraum Schule und den Geographieunterricht im Speziellen
ergibt sich die Herausforderung, dass es nicht alleine um eine Informationsver-
mittlung oder eine rein technologische Kompetenzentwicklung geht, sondern um
einen fächerübergreifenden Ansatz, welcher den Lernenden mündig im Umgang
mit IKT und Geoinformation werden lässt. Eine Bedingung hierfür ist, dass im
Bereich der Neuen Medien auch Kriterien entwickelt werden, die den Nutzen der
digitalen Services individuell und situationsbezogen abschätzen lassen und im
Geographieunterricht auch die (sozial)räumlichen Auswirkungen und neu ent-
stehenden Raumkonzepte kritisch thematisiert werden. Im Bereich der Informa-
tikdidaktik wird in diesem Zusammenhang von Technologienutzungsfolgenab-
schätzung (TNFA) gesprochen (vgl. Zumbach/ Siller 2010: 2), für die Geogra-
phiedidaktik wäre dieser Begriff auf eine (sozial)räumliche TNFA zu konkreti-
sieren. In der Fachwissenschaft wird dieser Thematik (bspw. Auswirkungen von
Handy-Nutzung auf den Raum) bereits seit einiger Zeit nachgegangen (vgl. z. B.
Sheller/Urry 2006, Vilhelmson/Thulin 2008, Nobis/Lenz 2009). Eine zentrale
Frage, die sich hinsichtlich persönlicher Geodaten und locational privacy in
5 Für technische Kriterien, die ein Social Networking-Dienst erfüllen sollte, vgl. Leistert/Röhle 2011:
28, präzisiert auf locational privacy vgl. Bridwell 2007: 211f.
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