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Exkurs 1: privacy & locational privacy
_privacy
Warren und Brandeis (1890) verwendeten den Begriff ‚privacy' (dt. meist Pri-
vatsphäre, Privatheit) ursprünglich im Sinne eines Rechts, „in Ruhe gelassen“
bzw. nicht gestört zu werden. Allerdings ist in der Literatur dieses „Recht in
Ruhe gelassen zu werden“ nicht allgemein akzeptiert definiert (Bridwell 2007:
210), was unter anderem auf den Umstand zurückzuführen ist, dass es nicht
gelingt, die Verknüpfungen verschiedener Dimensionen des Öffentlichen und des
Privaten wirklich auszudifferenzieren (Marx 2001: 161, Weber 2008: 290f) und
in einer Vielzahl an grundsätzlichen Aspekten dazu (z. B. Geltungsbereich, Defi-
nition, Wert desselben) Konsens herzustellen (Michelfelder 2001: 129, zitiert
nach Weber 2008: 291).
_locational privacy
In Anlehnung an Beresford und Stajano (2003) kann unter locational privacy die
Berechtigung eines Individuums verstanden werden, geschützt zu sein gegen
ungewollten Zugriff auf in der Vergangenheit, derzeit und zukünftig aufgesuchte
Orte des physisch-materiellen Raums (Bridwell 2007: 210). In diesem Zusam-
menhang geben Postings mit Raumbezug im geoweb und Geodaten von Smart-
phones einen wesentlich intimeren Einblick in das persönliche Leben der User,
weil diese Daten über den Login/das Gerät untrennbar mit der Person verbun-
den sind. Vor allem durch das Aggregieren dieser Informationen mit weiteren
Informationen lässt sich sehr genau bestimmen, „wer diese Person ist“. Im Ver-
gleich mit anderen persönlichen Daten spielt in diesem Zusammenhang auch der
Umstand eine Rolle, dass die Person im Allgemeinen nicht lügen kann, wenn es
um ihren Aufenthaltsort geht (Rekha 2011: 37). Das Vorhandensein von und der
Zugang zu personenbezogenen Ortsdaten wirkt sich wiederum auf die räumli-
chen Verhältnisse von Öffentlichkeit und Privatheit aus.
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Locational privacy @ teenage life
Privatheit und Öffentlichkeit sind nicht erst seit den Zeiten des web2.0 und des
geoweb kontrovers diskutierte Begriffe. Doch erreicht die Diskussion, durch die
breite Erfassung von auf Personen beziehbaren Positionsdaten, eine bislang un-
gekannte Intensität. Ausgelöst wird dies durch die dynamischen Entwicklungen
in den Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und die damit
verbundene Ubiquität von Datenzugriff und -produktion. So geraten bislang
vorherrschende dichotome Konzepte zu Privatheit und Öffentlichkeit nebst ihrer
räumlichen Verortbarkeit ins Wanken.
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