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Diese Entwicklungen hin zu einer digitalen Gesellschaft bleiben auch für den
Bildungsbereich nicht ohne Folgen (vgl. u. a. BMBF 2010), denn Menschen
geraten während ihres Lebens immer früher mit digitalen Medien in Kontakt -
das Schlagwort „digital natives“ findet sich allerorten. Während Schule früher
mit EDV-Ausstattung und EDV-Schulung auf die EDV-Tätigkeiten in Unter-
nehmen reagierte, sieht sie sich heute mit einer anderen Herausforderung kon-
frontiert: Das Privatleben, der Alltag der SchülerInnen (SuS) ist von digitalen
Medien geprägt. Soziale Netzwerke und LBS werden sehr stark genutzt, das
Internet wird bedeutsamer, Fernsehen verliert an Bedeutung. Und man kann
davon ausgehen, dass bald der überwiegende Teil der Jugendlichen Smartphones
und andere mobile Endgeräte besitzen wird, Jugendliche also immer und überall
online sein werden (vgl. MpFS 1999 - 2011, Ofcom 2011, Michel et al 2011:
4f).
Man könnte meinen, dass mit einer intensiven Mediennutzung auch ein An-
stieg der Medienkompetenz bzw. der kompetenten Nutzung einherginge. Dies ist
bislang aber nur im Bereich der instrumentellen Fertigkeiten festzustellen, bspw.
aber nicht beim Begreifen von Funktionsweisen von Anwendungen, rechtlichen
Aspekten der Mediennutzung (Treumann et al. 2007: 112ff) oder der Evaluation
von Informationsangebot und -produktion (Ofcom 2011). In jüngerer Zeit ist
zwar eine höhere Sensibilität hinsichtlich Datenschutzfragen bei Jugendlichen
festzustellen (MpFS 2011), was sicherlich auch auf die eingangs erwähnte Prä-
senz des Themas in der Öffentlichkeit zurückzuführen ist. Es bleibt aber zu kon-
statieren, dass das Internet bislang wenig reflexiv oder gar aktiv gestaltend, im
gesellschaftlich-emanzipatorischen Sinne, genutzt wird (Schorb et al. 2008: 9ff).
So wird bspw. das soziale Netzwerk facebook ungleich häufiger für Interessen
mit Konsumhintergrund bzw. Freizeitgestaltung (Verabredung mit Freunden,
Austausch über Produkte, Fan einer Marke oder eines Fußballvereins sein) ver-
wendet, als dass die Möglichkeiten zu nutzen, sich für eine Sache zu engagieren
und sich dort zu organisieren (bspw. im Rahmen einer Bürgerinitiative).
Aus pädagogisch-(geographie)didaktischer Sicht scheint die Herausforderung
also klar: Wie eine kritisch-reflexive (Geo-)Mediennutzung anbahnen, in deren
Rahmen aktiv gestaltet und partizipiert wird (Baacke 1997, Gryl et al. 2010b),
ohne dabei seine (individuell frei gezogenen) Grenzen der (locational) privacy
zu gefährden (Höhnle et al., under review). Im Folgenden soll, nach einer Ein-
ordnung und Beleuchtung der Hintergründe des Themas, eine breitere Diskussi-
on über locational privacy im Rahmen geographischer Bildung angestoßen und
didaktisch-methodische Überlegungen dazu angestellt werden.
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