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zwischen westlichen und nicht-westlichen Frauen; der Gegensatz zwischen dem,
was Männer und Frauen zum Schutz der Welt beitragen können; der Gegensatz
zwischen westlicher und östlicher Welt. Hier bietet die Aufrechterhaltung von
Differenz die Möglichkeit zur Sinn- bzw. Selbststiftung in einem als weiblich
definierten Diskursuniversum.
Damit der Bote in seiner Mittlerrolle zum Umgang mit Differenz taugt, muss
er schließlich einen vierten Aspekt erfüllen. Sowohl der Vogel, als auch das
Social Net bringen etwas Nichtsichtbares zur Erscheinung. Dieses Wahrnehmba-
re hat in beiden Fällen erfahrungsstimulierenden Charakter, wenn nicht sogar
eine schöpferische Dimension: Vielleicht münden die Botschaften zwischen
Mutter und Kind in eine ganz neue Beziehungsqualität; vielleicht entsteht für die
„Mädels“ durch die gemeinsam geteilte Idee der westlichen Frau das Gefühl, in
dieser Welt gesegnet und damit bedeutsam zu sein.
Damit dies gelingt, bleibt der Bote selbst tendenziell unsichtbar, er entzieht
sich der Beobachtung: „Indem Medien etwas zur Erscheinung bringen, tendieren
sie selbst dazu, unsichtbar zu bleiben“ (Krämer 2008a:27). Der Vogel tritt hinter
den Zettel im Schnabel zurück; das Medium Facebook hinter die Botschaften der
„Mädels“ rund um die Aussage des Dalai Lama: „Möglich ist dies durch eine
Transformation, bei der ein Andersartiges dadurch zur Erscheinung gebracht
wird, dass das jeweils ‚Eigenartige' dabei neutralisiert wird. So erzeugt die me-
diale Mittelbarkeit den Eindruck der Unmittelbarkeit “ (Krämer 2008a:262) 3 .
An dieser Stelle ist die Figur des Boten als eine Übertragungsperspektive
ganz grundsätzlich bestimmt. Abgesteckt ist auch der Rahmen, in dem plausibel
wird, inwieweit im Vollzug von Übertragungen auch Selbstbildungsprozesse in
Gang kommen können. Pointiert formuliert heißt das: Treten „Bote und Bot-
schaft“ auf den Plan, dann ist dies Ausdruck subjektiv erfahrener Differenz, die
intersubjektiv in der Übertragung, im Dialog, in der Begegnung auf Bearbeitung
drängt. Dazu lassen „Bote und Botschaft“ etwas in Erscheinung treten, das zuvor
nicht wahrnehmbar war. Und eben darin verbirgt sich potentiell eine (selbst)
bildende Dimension.
3 Zu betonen ist hierbei eine Tendenz zur Unsichtbarkeit des Mediums. Der Bote bedingt und prägt
das zu Übertragende mit. Deswegen ist er nur tendenziell unsichtbar (Krämer 2008a:40). Botschaften
existieren in einer vom Medium abhängigen Form . Und diese Form ist sichtbar: „Das Medium bleibt
unsichtbar und ist nur beobachtbar anhand der im Medium vollzogenen Form“ (Luhmann, zit. in:
Zons 2010:154). Der Vogel hat einen Zettel im Schnabel; Facebook transportiert das Ganze mithilfe
von Bildern und auf wenige Worte begrenzter Kommentare. Hinzukommen email- und chat-
Funktionen und die Möglichkeit zum „Gefällt-Mir“-Klick. Zu erwähnen sind Zensurbestimmungen
für bestimmte Inhalte. Es bleibt in diesem Beitrag offen, inwieweit die Form der Botschaft Einfluss
auf den Vollzug der Begegnung hat.
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