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kationsmedien wie Facebook (vgl. dazu Leistert & Röhle 2011b). Ich gehe
schlicht davon aus, dass soziale Netzwerke so etwas wie Zeitgeist demonstrie-
ren; dass sie relevant sind, weil es sie einfach gibt; dass sie vielfältigste Bezie-
hungen und Beziehungsbedürfnisse spiegeln und dass sie genau in dieser Hin-
sicht auch wirkmächtig sind.
Was ist Beziehung? Im klassisch dialogischen Sinn sind Beziehungen ge-
kennzeichnet durch die Unmittelbarkeit der wechselseitigen Bezugnahme (Buber
2008:12). Gemeint ist der unmittelbare Raum des Erlebens, der sich zwischen
einem ICH und einem DU entfaltet. „Beziehung ist Gegenseitigkeit. Mein Du
wirkt an mir, wie ich an ihm wirke“ (Buber 2008:16). Der Dialog zwischen ICH
und DU muss fortlaufend hergestellt werden - sofern er wirklich ist, d.h. dass er
solche Beziehungsmomente, besser: Begegnungen stimuliert, die im Gewahrsein
der Beziehung neue Erfahrungen in Gang setzen.
Im Kinderlied geht es um den Dialog zwischen Mutter und Kind. Diese
Kommunikation gründet auf einer liebevollen Beziehung zwischen beiden, die
durch die räumliche Distanz unterbrochen scheint. Damit sich beide ihrer Bezie-
hung trotz räumlicher Trennung gewahr werden können bedarf es der Botschaf-
ten des Vogels. Diese stiften die Begegnung und in ihr die Möglichkeit zu neuen
Erfahrungen.
Soziale Netzwerke wie Facebook ermöglichen ganz ähnliche Vorgänge. Die
Beziehungen, die durch diese Art von virtueller Kommunikation sichtbar wer-
den, sind im weitesten Sinn solche zwischen Freunden, Bekannten, Liebenden,
Geschäftsleuten, Feinden, Familienmitgliedern, Kollegen etc. Möglich ist im
Social Net das gesamte Spektrum an Beziehungskonstellationen.
Die Begegnungen und Erfahrungen, die in all diese Beziehungen potentiell
eingelassen sind, werden auf besondere Weise stimuliert. Wenn Kommunikati-
onsmedien wie Facebook zum Einsatz kommen, setzt das voraus, dass ICH und
DU - in erster Linie räumlich - distanziert sind. Die Subjekte stehen zunächst
für sich, jeder befindet sich in seiner eigenen Welt. Der Dialog wird weniger als
unmittelbarer erlebbar. Vielmehr wird dieser über ein vermittelndes Drittes or-
ganisiert. Dazu tritt das „Medium als Bote“ (vgl. Krämer 2008a, Zons 2010) auf
den Plan.
Im Kinderlied ist es der Vogel mit dem Zettel im Schnabel, der die Bezie-
hung zwischen Mutter und Kind aktualisiert; der Gruß der Mutter und der Kuss
des Kindes sind die Momente, in denen die Verbindung zwischen beiden wieder
wahrnehmbar wird. Ähnlich funktioniert das Social Net. Es überträgt Botschaf-
ten. Diese Botschaften sind Anlässe für Begegnungen zwischen Subjekten.
Durch diese Begegnungen werden Beziehungen gestiftet, aktualisiert und ge-
rahmt. Diese sind letztlich der Grund, auf dem Selbstwahrnehmung und -
erfahrung möglich werden. Durch die Vermittlung zwischen ICH und DU über
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