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einen Boten - so die These - findet Subjektivierung, letztlich Selbst-Bildung
statt. Pointiert ausgedrückt: Soziale Netzwerke bilden.
Dies ist die These, die ich im Folgenden entfalten möchte. Ich unternehme
den Versuch einer Beschreibung dessen, was Begegnungen ihrem Wesen nach
kennzeichnen, sofern sie durch einen Boten wie das Social Net organisiert wer-
den. Medientheoretisch rekurrieren meine Ausführungen auf die „Figur des Bo-
ten“ und die damit verbundene Theorie des Übertragens, wie sie Sybille Krämer
ausgearbeitet hat (vgl. Krämer 2008a, 2008b). Den Subjektivierungs- und
(Selbst-)Bildungsaspekt versuche ich mithilfe der Idee des „triangulierenden
Reflektierens“ zu greifen, wie sie bei Jürgen Grieser in einer Theorie zur „Archi-
tektur des psychischen Raumes“ verankert ist (vgl. Grieser 2011).
Hauptfokus meiner Beschreibung ist die Frage: Was geschieht, wenn sich
Menschen mithilfe von online communities wie z.B. Facebook begegnen. Quer
dazu erörtere ich die Frage, wozu uns diese Einsicht nützen kann. Zweckmäßig
erscheint mir eine solche Einsicht für all diejenigen, die sich die Frage stellen, ob
und inwieweit es Sinn macht, in der Praxis geographischer Vermittlung auf die
alltägliche Bedeutung von (Kommunikations-)Medien wie Facebook zu reflek-
tieren.
Ich betrachte damit ganz bewusst nur einen Aspekt des Social Net. Es geht
einzig um dessen Möglichkeit, „echte“ zwischenmenschliche Begegnungen zu
initiieren. Mit dem Terminus Begegnung und dem Zusatz „echt“ ist auf mehr
verwiesen als auf einen „banalen“ Kontakt zwischen Menschen. Er ist auf die
mittlerweile klassische Aussage des Philosophen Martin Buber bezogen: „Alles
Wirkliche im Leben ist Begegnung“ (Buber 2008:12). Wenn ich im Folgenden
von Begegnungen spreche, dann sind jene Beziehungsmomente gemeint, in
denen etwas zuvor nicht Wahrnehmbares wahrnehmbar, erfahrbar und damit
wirklich wird. Ich ziele mit dieser Perspektive auf die Erfahrungsdimension und
damit auf das schöpferische Potential der Begegnung. 1
1 Dies ist eine Position, die die Stellung des Subjekts im medialen Vollzug weniger als „ Subjektivie-
rung im social net“ betrachtet und somit auch weniger der Idee einer Fragmentierung und Dezentrie-
rung des Subjekts Vorschub leistet. Es handelt sich um den Versuch, das Zentrum, d.h. das Subjekt,
der Beziehung, nicht im social net, aber auch nicht außerhalb des Mediums zu suchen, sondern
Subjektivität/Subjektivierung zwar in Beziehungen, die durch Medien organisiert und aktualisiert
werden, jedoch jenseits der Unterscheidung von online-/ offline-Beziehungen zu denken (vgl. Leis-
tert & Röhle 2011b:20f.; Adelmann 2011:142, Münte-Goussar 2006)
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