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verdrängen. Jeweils einmal im Monat stellt
Melanie Dammhahn je drei Nächte hinterei-
nander an zwei verschiedenen Standorten in
einem 30 Hektar großen Gebiet die 200
Alufallen auf. Etliche ihrer Schützlinge tragen
ein Senderhalsband, um sie nachts aufspüren
und beobachten zu können. Anhand der
Chips können unter anderem Rückschlüsse
auf die Überlebenswahrscheinlichkeit oder
die Populationsdichte gezogen werden. „Das
ist überaus spannend.“ Melanie Dammhahn
glaubt die Antwort auf die Frage gefunden zu
haben, wie beide Arten so gut miteinander
auskommen. „Die Kleinen fressen mehr In-
sekten, die größere Art hat sich offenbar auf
Früchte spezialisiert. Außerdem verschwin-
den die Weibchen der Grauen Mausmakis
für Monate von der Bildfläche, wenn kaum
etwas zu fressen im Wald zu finden ist. Sie
halten Trockenschlaf.“ Beim grauen Mausma-
ki bilden die Weibchen Schlafgruppen, bei
den Zwergen leben die weiblichen Tiere so-
litär und verteilt. Die Gewebeuntersuchung
trägt dazu bei, Erkenntnisse über Vaterschaft,
Populationsgenetik oder Abwanderungen in
andere Gebiete zu gewinnen. Noch zwei
Jahre, so schätzt die Mausmaki-Fachfrau,
wird sie ihre Forschungen fortsetzen und
dann ihre Doktorarbeit vorlegen. Im nächs-
ten Jahr fliegt sie wieder für längere Zeit
Richtung Indischer Ozean, danach nur noch
sporadisch. Ihr einheimischer Assistent Jean-
Claude unterstützt sie tatkräftig bei der Ar-
beit, wobei die Verständigung über Franzö-
sisch und Malagasy geht.
In Kirindy teilen sich übrigens acht Lemu-
renarten, davon sechs nachtaktive, den Tro-
ckenwald: Größter Vertreter ist der Sifaka,
der es auf satte drei Kilogramm bringt. Nach
der Rückkehr wird Melanie Dammhahn am
Göttinger Primatenzentrum die Auswertung
des jüngsten Forschungsaufenthaltes vorneh-
men. „Dabei bekomme ich dann sehr schnell
wieder Heimweh nach Madagaskar.“
Die 28-Jährige engagiert sich seit jeher im
Naturschutz. In Tübingen arbeitete sie im Be-
reich Fledermausschutz im dortigen Schloss.
„Als Biologin habe ich die Chance, viel von
der Welt zu sehen“, ist neben der Liebe zu
der Kreatur Motivation, sich in diesem Be-
reich zu engagieren. Melanie war bereits als
biologische Assistentin bei Projekten in
Lappland, Finnland und Schweden aktiv.
„Dort habe ich viel mit Wasserflöhen gear-
beitet. Ich möchte auch künftig auf jeden
Fall im Forschungsbereich bleiben.“
Und was sagen Familie und Freunde zu
der langen Abwesenheit? „Meine Eltern
und mein Bruder sind traurig, dass ich so
oft abwesend bin. Die Göttinger Freunde
empfinden meine Arbeit als spannend und
aufregend, auch wenn es oft schwer sei,
mich zu erreichen.“ Die Wochenenden, die
ab und zu in der nahen Stadt Morondava
verbracht werden, bieten dann Gelegen-
heit, die Kontakte per Mail zu pflegen. Und
dort kann bei einem Drei-Pferde-Bier in
Rainers Kneipe, einem Deutschen, der sich
dort niedergelassen hat, oder einem Bad
im Kanal von Mosambik der allgegenwärti-
ge Staub in einer der heißesten Zonen der
Insel weggespült werden.
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