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Zu Besuch auf der For-
schungsstation Kirindy:
Mit der Einkaufstasche
auf Mausmaki-Fang
Aluminiumbehälters. „Alle sind bereits vorher
von mir markiert worden“, stellt die Diplom-
Biologin schon nach kurzer Zeit fest. „Jedes
Tier erhält als Dauermarkierung im Rücken-
bereich einen kleinen Mikrochip mit einer
Nummer, die man mit Hilfe eines ähnlichen
Lasergerätes wie an einer Supermarktkasse
sichtbar machen kann. Ferner werden von al-
len aus den Ohren winzige Gewebeproben
entnommen.“ Vor Einbruch der Dämmerung,
wenn die putzigen Gesellen wieder aktiv
sind, werden sie an der Stelle, an der sie ge-
fangen wurden, wieder in die Freiheit entlas-
sen. Manchmal verirren sich auch Spitzmaus-
tenreks oder Vögel in die Fallen. „Und hin
und wieder zwängt sich sogar ein dicker Kat-
zenmaki rein. Das sieht dann jeweils sehr lus-
tig aus.“
„Ich interessiere mich seit meiner Kindheit
für alles, was da kreucht und fleucht. Ich bin
gerne draußen, um Tiere zu beobachten.“
Diese Leidenschaft hat die junge Frau, die in
Tübingen an der Eberhard-Kraus-Universität
Biologie mit Schwerpunkt Ökologie und
Zoologie studiert hat, zielstrebig zum Beruf
gemacht. Im Jahr 2000 war sie erstmals auf
der viertgrößten Insel der Welt, damals als
Praktikantin. Ihre Diplomarbeit hat sie über
das Sozialsystem der vor fünf Jahren erstmals
von einem madagassischen Doktoranden als
eigene Art beschriebenen Zwergmausmakis
verfasst, „die leider auf einem kleinen Fleck
Trockenwald beschränkt und daher stark ge-
fährdet ist“. Entdeckt wurde dieser Bonsai-
Primat übrigens von Professor Dr. Peter Kap-
peler, dem Leiter der Abteilung Soziobiologie
und Verhaltensökologie am Deutschen Pri-
matenzentrum in Göttingen, das in Kirindy,
einer früheren schweizerischen Forststation,
seit über zehn Jahren die Forschungseinrich-
tung unterhält. Kappeler betreut auch die
Doktorandin, die in diesem Jahr immerhin
sieben Monate vor Ort ist, um die umfangrei-
chen Feldstudien für ihre Doktorarbeit vorzu-
nehmen. Ganz konkret wird untersucht, wes-
halb der Zwergmausmaki und der fast dop-
pelt so schwere graue Mausmaki so gut ne-
beneinander existieren können, ohne sich zu
Die Sonne geht langsam hinter mächtigen
Baobabbäumen auf. Es ist noch ruhig im
Camp des Trockenwaldes Kirindy im Süd-
westen Madagaskars. Die Fossa, die größte
Schleichkatze in der Heimat von Pfeffer
und Vanille, pirscht um die einfachen Hüt-
ten, in denen die Touristen noch schlafen.
Der geschmeidige Gang und der Körper-
bau des Raubtieres lassen erahnen, wie
schnell es bei der Jagd Bäume rauf- und
runterklettern kann. Aus der nahen For-
schungsstation des Deutschen Primaten-
zentrums Göttingen (DPZ) kommt die 30-
jährige Melanie Dammhahn, in Halle/Saale
geboren und aufgewachsen, mit einer typi-
schen madagassischen Einkaufstasche, die
aus Pflanzenblättern geflochten ist. Auf den
ersten Blick scheint sie zum Markt gehen
zu wollen. Doch weit gefehlt … „Ich habe
mich in die kleinsten Primaten der Welt
verliebt“, bekennt die Göttinger Doktoran-
din schmunzelnd. Bereits zum sechsten
Mal ist sie zu Forschungszwecken für einen
längeren Zeitraum 8000 km von zu Hause
entfernt. Die nur 30 Gramm leichten
Zwergmausmakis, die absoluten Winzlin-
ge unter den Halbaffen Madagaskars, ha-
ben es ihr ganz besonders angetan. Ge-
meinsam mit dem Würzburger Studenten
Mario Grünreif geht es in den nahen Wald,
in dem am Vorabend 200 Lebendfallen mit
Bananen bestückt wurden, um die nachtak-
tiven, überaus possierlichen Bewohner an-
zulocken. Der Erfolg kann sich sehen las-
sen: Vier Zwergmausmakis, zwanzig graue
Mausmakis, zwei Fettschwanzmakis, die
gerade aus ihrem Winterschlaf erwacht
sind, und sogar vier Büschelschwanzratten,
die jedoch sofort wieder freigelassen wer-
den, äugen neugierig aus der Öffnung des
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