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Marovoay
V/C3,D3
Achtung!
Dinosaurier kreuzen
Zurück auf der RN 4 folgt nach etwa
40 km eine Abzweigung nach Westen,
auf der man nach 12 km den Ort Ma-
rovoay („wo es viele Krokodile gibt“)
erreicht, wo sich der Betsiboka-Fluss
zu einem riesigen Mündungsdelta
weitet. Von 1690 bis 1745 war Maro-
voay die Hauptstadt des nördlichen
Sakalava-Reiches, auch „Boina“ ge-
nannt. Leere Palmenalleen und Gärten
verleihen dem Städtchen, in dem sich
der größte Flusshafen Madagaskars
befindet, die morbide Atmosphäre ei-
ner zerfallenen, sich selbst überlasse-
nen, einst reichen Provinzhauptstadt.
1824 von den Merina erobert, wurde
sie 1841 zum französischen Protekto-
rat erklärt und 1895 endgültig von
Frankreich in Besitz genommen.
Während der Kolonialzeit wurden
Importwaren in Mahajanga (Majunga)
auf Flusstransporter umgeladen und
erst von Marovoay aus auf dem Land-
weg weiter transportiert. Heute ist die-
ser Transportweg überflüssig gewor-
den, denn Toamasina (Tamatave) hat
Mahajanga (Majunga) als wichtigsten
Importhafen abgelöst. Nur noch ein-
zelne Frachter transportieren die Ta-
bak-, Reis- und Erdnussernte der um-
gebenden Felder nach Mahajanga
(Majunga). Bedeutung hat die Stadt
als Zentrum des Reisanbaus, der hier
mit deutscher Entwicklungshilfe aus
der Lethargie der sozialistischen Plan-
wirtschaft der 1960er, -70er und -80er
Jahre mühsam in private Hände und
zum Erfolg zurückgeführt werden soll.
Die Einwohnerzahl betrug 1970 rund
50 km vor dem Etappenziel Mahajanga
(Majunga) gehen Autofahrer, die erst-
mals auf dieser Nationalstraße unterwegs
sind, vor einer langen Kurve automatisch
in die Eisen, wenn sie auf der rechten Sei-
te ein Schild mit einem nach links flüch-
tenden Dinosaurier und dem dezenten
Hinweis „500 m“ sehen.
Hier hat sich nicht etwa ein Spaßvogel
einen Scherz erlaubt: In dieser Gegend
werden auch heute noch Knochen oder
Zähne der ausgestorbenen Urzeitrie-
sen gefunden, die auch auf Madagaskar
verbreitet waren. Die Ausfuhr von Fun-
den ist streng verboten. Ende Mai 2008
wurde auf dem Flughafen von Antanana-
rivo ein französisches Paar verhaftet, bei
dem Knochen von Sauriern im Gepäck
entdeckt worden waren.
Paläontologen der amerikanischen Sto-
ny Brook University haben 1998 den Ver-
ein „Madagascar Ankizy Fund“ gegrün-
det, der sich vor allem um Kinder, ihre
Schulbildung und Gesundheit im Bereich
der Region Berivotra kümmert, in der vie-
le Funde registriert werden.
Nicht weit von dem ungewöhnlichen
Verkehrsschild wurden links der Straße
mehrere informative Hinweistafeln auch
in englischer Sprache über Majunga-
tholus, einen aggressiven Fleischfresser,
Masiakasaurus, Rapetosaurus, Rahonavis
oder Mahajangasuchus aufgestellt.
Die Fachleute aus den USA helfen der
Bevölkerung in vielfältiger Weise und hof-
fen damit, dass die Menschen mögliche
Funde nicht verkaufen, sondern bewah-
ren, bis wieder Paläontologen kommen.
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