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Ambalavao
bleichten Knochen der zu Tode ge-
stürzten Ahnen liegen sollen. Ambala-
vao wurde als neues Zentrum der Bet-
sileo einige Kilometer nördlich errich-
tet und ist bis heute die südlichste
Stadt des Betsileo-Siedlungsgebietes.
Die Stadt ist nach Norden durch ei-
ne ausgezeichnete, 56 km lange Stra-
ße mit Fianarantsoa verbunden. Die
Fahrzeit beträgt von Fianarantsoa bis
Ambalavao im Taxi-Brousse nur etwa
1½ Stunden. Auch die Straße weiter
nach Ihosy ist seit 1999 asphaltiert, so-
dass die 150 km nun in zwei bis drei
Stunden zu bewältigen sind. Die sau-
bere und relativ wohlhabende Pro-
vinzstadt liegt am Fuße des Andrin-
gitra-Massivs und dessen höchstem
Gipfel, dem 2658 m hohen Pic Boby,
dem höchsten Gipfel im Andringitra-
Gebirge. Auch wenn das Buschtaxi für
Hin- und Rückweg kaum mehr als
2 Euro kostet, sollten Sie sich überle-
gen, den Tagesausflug mit einem Miet-
wagen mit ortskundigem Chauffeur
zu unternehmen. Der Übergang von
der terrassierten Hochlandlandschaft
durch das „Tor des Südens“ in die
Trockenregion ist so eindrucksvoll,
dass es schade wäre, ihn nur einge-
zwängt zwischen neun oder noch
mehr Fahrgästen bruchstückweise zu
erleben. Es lohnt sich zudem, nicht nur
den Markt und die Papierfabrik in
Ambalavao zu erkunden, sondern
auch umliegende Dörfer mit ihren Sei-
denwebereien und die Wasserfälle
Rian d'Ahy und Rian Bavy beim Dorf
Sandrisoa (40 km im Süden von Am-
balavao) zu besuchen. Mit dem eige-
nen Wagen ist das in einem Tag mach-
XVIII/B1
Als Merina-König Radama I. vor erst
150 Jahren mit seinen Truppen das
südliche Hochland eroberte, hatten
sich viele Betsileo-Familien aus hohen
Kasten nach Ifanadiana wenige Kilo-
meter nördlich des heutigen Ambala-
vao geflüchtet, der damals südlichsten
Ansiedlung der Betsileo. Radama I.
ließ die Bewohner der Städte, die sich
seinen Eroberungsfeldzügen wider-
setzten, grausam bestrafen. Männer
wurden verstümmelt und kastriert,
Frauen als Sklavinnen nach Antanana-
rivo gebracht. Ifanadiana, wenige Kilo-
meter südlich des heutigen Ambala-
vao am Fuß der Berge, war letzter Zu-
fluchtsort all derer, die dem Gemetzel
in Ambositra und umliegenden Städ-
ten entgangen waren. Weiter in den
Süden konnte man nicht fliehen, da
dort die Bara ihre Heimat verteidigten,
von Norden rückten die Merina an.
Eingezwängt zwischen beide Gruppen
flüchteten sich die Betsileo zuletzt in
die Berge bis zum Gipfel des 1811 m
hohen Pic Ifanadiana (Granitmassiv
rechts der Straße), wo viele während
einer wochenlangen Belagerung ver-
hungerten. Angesichts der nachrü-
ckenden Merina, der drohenden Nie-
derlage und grausamen Bestrafung
stürzten sie sich schließlich gemein-
sam von den Felsen in den Heldentod,
um nicht in die Hände der Angreifer
zu fallen. Ifanadiana wurde von den
Merina abgebrannt; bis heute ist es
nur wenigen Betsileo gestattet, den
Rocher d'Ifanadiana zu betreten, ei-
nen heiligen Ort, an dem die ausge-
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