Travel Reference
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meist auch einen Strohsack als Schlaf-
platz bereitstellen. Seit Beginn der
1990er Jahre entstanden in häufiger
besuchten Orten wie Nosy Be, Nosy
Boraha (Ste. Marie), Morondava, Isalo,
Taolagnaro (Fort Dauphin) und Ifaty
zunächst kleine, im Stil einheimischer
Hütten gebaute Bungalowhotels, die
sauber und gemütlich sind. Luxusher-
bergen mit allem Schnickschnack, wie
Klimaanlage, Fernseher, Kühlschrank
und Pool, gibt es inzwischen ebenfalls
in vielen Orten. In den Reisekapiteln
dieses Buchs finden Sie Hinweise auf
alle Unterkunftsmöglichkeiten, doch
bleiben Sie sich bitte bewusst, dass
sich die Verhältnisse in Madagaskar
schneller und unerwarteter ändern als
anderswo. Insbesondere in Zeiten
(wie 2007 und 2008), in denen der
Tourismus boomt und steigende Besu-
cherzahlen verzeichnet werden, schie-
ßen Hotels und Restaurants wie Pilze
aus dem Boden. Jedoch haben nur
wenige Hotelbetreiber eine professio-
nelle Grundausbildung. E-Mail-Anfra-
gen, als simples Beispiel, werden oft-
mals erst nach Tagen oder überhaupt
nicht beantwortet, Einzelbesucher, die
gebucht hatten, vor die Türe gesetzt,
wenn plötzlich eine größere Gruppe
ankommt. Professionalität ist für viele
Personen, die Touristen oft nur als
Melkkühe sehen, noch ein Fremdwort.
Oftmals werden zudem keine Steuern
bezahlt. Am Jahresende kommt dann
meist das böse Erwachen, eine satte
Zahlungsaufforderung - und der La-
den muss schließen, da keine Rückla-
gen gebildet und von der Hand in den
Mund gelebt wurde.
Mit dem von einem deutschen Ein-
wanderer geführten Hotel Chez Mey-
er in Ambilobe hatten wir in einer
früheren Auflage dieses Buches bei-
spielsweise Pech. Es war als preiswer-
ter „Tipp“ eingefügt worden, da Herr
Meyer nicht nur ein sauberes kleines
Hotel führte, sondern sich in der Regi-
on einschließlich der Tsingy d'Ankara-
na (Tsingy du Nord) ausgezeichnet
auskannte und Reisenden interessante
Hinweise geben konnte. Doch das
Buch war erst einige Wochen ge-
druckt, als Herr Meyer verstarb. Im
Vertrauen auf den „Tipp“ sind dann
viele Leser hoffnungsfroh angereist -
und fanden das Hotel in verwahrlos-
tem Zustand vor. Die Zimmer wurden
von den Hinterbliebenen zwar vermie-
tet, gesäubert wurden sie aber nur
noch selten, und Tipps gab es nicht
mehr. Einzige Alternative im Ort sind
zweifelhafte Etablissements (z.B. Gol-
den Night) mit Vorauskasse und rot
angemalten 20-Watt-Funzeln. Solche
„Fehlinformationen“ können in ei-
nem Reiseführer zu Madagaskar vor-
kommen. Wollte man sie als Autor ver-
meiden, müsste man sich auf ein paar
Spitzenhotels beschränken, die so eta-
bliert sind, dass sie kaum noch „ausfal-
len“ können. Aber auch das ist keines-
falls sicher, wie die einst führenden
Hotels auf der Insel Nosy Be bewei-
sen. Sowohl das Palm Beach als auch
das Andilana Beach schienen noch
Mitte der 1990er Jahre unzerstörbare
Institutionen des gehobenen Mada-
gaskar-Tourismus. Sie machten sich
gegenseitig der Ruf streitig, das beste
Strandhotel zu sein. Und doch zerfie-
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