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Söhne Andrianjakas seine Residenz
(Rova) errichtet hatte. Dessen Sohn
und Nachfolger wiederum galt als klu-
ger und gütiger Herrscher, der den
Streit in der Königsfamilie schlichten
und das Land vereinen wollte, wie es
unter seinem Großvater gewesen war.
Als ihm das mit friedlichen Mitteln
nicht gelingen wollte, eroberte er 1794
Antananarivo, ließ sich zum König al-
ler Merina krönen und nahm den Na-
men Andrianampoinimerina („Herr-
scher im Herzen des Landes der Meri-
na“) an. Von den Merina wird er bis
heute wie ein Heiliger verehrt.
1810 übergab er die Königswürde
an seinen Sohn Radama I. (1810-
1828), der den sich anbahnenden
Kontakt mit europäischen Missionaren
nutzte, um das Reich zu modernisie-
ren. Die von seinem Vater geduldete
„London Missionary Society“ wurde
von Radama I. aktiv gefördert; Missi-
onsschulen wurden eingerichtet, die
von 3000 Schülern der Hauptstadt be-
sucht wurden, in Relation zu den ins-
gesamt nur 30.000 Einwohnern eine
eindrucksvolle Zahl, die zeigt, wie auf-
geschlossen die Merina allem Neuen
gegenüber waren/sind, ohne dabei ih-
re eigenen Traditionen zu vergessen.
Wie bei Missionsschulen nicht anders
zu erwarten, haben die Mönche ihren
Schülern aber nicht nur Lesen und
Schreiben beigebracht, sondern auch
die Grundlagen des christlichen Glau-
bens und der europäischen Kultur ge-
lehrt. Gleichzeitig wurde die madagas-
sische Religion als „Aberglaube“ und
„Totenkult“ abgewertet. Dieser Kon-
flikt zwischen dem traditionellen Glau-
ben an die Macht der Ahnen (als Ver-
mittler zwischen Gott und den Men-
schen) und dem Glauben der Christen
an die Macht von Jesus Christus (als
Vermittler zwischen Gott und den
Menschen) sollte bald schlimme Fol-
gen haben.
Im Alter von nur 36 Jahren starb Ra-
dama I., angeblich infolge von Alkohol-
exzessen und sexuellen Ausschweifun-
gen. Andere meinen, er sei vergiftet
worden, um das Testament seines Va-
ters Andrianampoinimerina durchzu-
setzen, wonach nicht Radama I., son-
dern dessen Frau nach des Vaters To-
de Königin werden sollte. Tatsächlich
folgte ihm seine damals noch sehr jun-
ge Frau als Königin Ranavalona I.
(1828-1861) auf den Thron. Sie
drängte den europäischen Einfluss zu-
rück, indem sie den Missionaren ihren
Sonderstatus entzog und alle Europäer
- gleich Madagassen - zu normalen
Untertanen erklärte. Dennoch ließ sie
europäische Bauherren den Königs-
palast vergrößern, das Industriegelän-
de von ihrem Vertrauten Jean Laborde
in Mantasoa bauen (1837) und dem
von ihr berufenen Premierminister
Rainilaiarivony - der ihr Geliebter
war - ein Prachtgrabmal (1852) errich-
ten, das äußerlich kaum etwas mit den
traditionellen Bauwerken Madagas-
kars zu tun hatte. Als in Europa aller-
dings bekannt wurde, dass Missionare
in Madagaskar einer „Christenverfol-
gung“ zum Opfer fielen, beschlossen
England und Frankreich gemeinsam
einzugreifen. Sie errangen bald mili-
tärische Erfolge bei mehreren Invasio-
nen sowohl von Mahajanga (Majun-
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