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ga) im Nordwesten als auch von To-
amasina (Tamatave) im Osten aus.
Nach diesen Niederlagen richtete sich
der Volkszorn gegen die Königin. Man
warf ihr vor, ungeschickt taktiert zu ha-
ben, und war auch der Meinung, dass
das Schicksal sich gegen die Merina
gewendet habe, da traditionell keine
Frau Herrscherin des Reiches sein
durfte.
Ranavalona I.
übertrug darauf-
hin die Herrscherrechte dem Premier-
minister
Rainilaiarivony
und beschränk-
te sich auf Repräsentationsaufgaben.
Bald darauf wurde ein
Komplott ge-
gen die Königin
aufgedeckt, an dem
auch
Jean Laborde,
der Vertraute,
Freund und Berater der Königin, und
ihr Sohn
Rakoto
beteiligt gewesen sein
sollen. Laborde wurde des Landes ver-
wiesen, eine ungewöhnlich milde Stra-
fe unter der Regentschaft
Ranavalona I.
Als Folge brach die in Mantasoa von
Jean Laborde
mit königlicher Unter-
stützung und 20.000 Fronarbeitern
aufgebaute Produktion von Waffen,
Geschirr, Alkohol und Seife zusam-
men - die Arbeiter weigerten sich,
weiter in die Fabriken zu gehen und
kehrten zu ihren Reisfeldern zurück.
Vom Fabrikgelände sind nur noch we-
nige Mauerreste, inzwischen von Ve-
getation überwuchert, zu sehen, da-
runter das Grabmal
Jean Labordes,
der
wenige Jahre nach seiner Ausweisung
als französischer Konsul zurückgekehrt
war und sich zunächst nicht weit des
Palastes der Königin ein prachtvolles
Wohnhaus und später vorsorglich sein
Grab nahe seines untergegangenen
„Lebenswerkes“ in Mantasoa errichten
hatte lassen. Die meisten der Fabrikge-
bäude liegen heute unterhalb der
Oberfläche des
Lac Mantasoa,
der als
Wasserreservoir und für die Produkti-
on von Elektrizität später von der Ko-
lonialmacht aufgestaut wurde.
1861 verstarb die Königin. Sie wurde
in Ambohimanga nördlich von Anta-
nanarivo beerdigt. 25.000 Rinder sol-
len anlässlich ihres Begräbnisses geop-
fert worden sein. Als unfreiwilliger Hö-
hepunkt der Feierlichkeiten explodier-
te ein Munitionslager neben den Ka-
nonen, die der toten Königin zu Ehren
Salut schossen. Dadurch folgten der
Königin außer den Rindern auch noch
achtzig Soldaten in den Tod.
Nachfolger auf dem Thron wurde
Radama II.,
ein Bruder ihres früh ver-
storbenen Ehemannes
Radama I.
Er
kehrte die vom Premierminister einge-
leitete Entwicklung einer Regierung
nach madagassischen Traditionen und
madagassischer Lebensweise wieder
um, holte europäische Berater ins
Land und ließ Schulen bauen. Schon
gut ein Jahr nach seiner Krönung aller-
dings fiel er einem Attentat im Auftrag
des Premierministers zum Opfer, der
seine unumschränkte Macht gefährdet
sah. Nun wurde von den adeligen Fa-
milien eine junge Frau namens
Rabo-
do
zur Königin ernannt, die sich
Raso-
herina
nannte und von 1863 bis 1868
regierte. Sie heiratete bald den Pre-
mierminister, der in jungen Jahren
schon Berater und Liebhaber der Köni-
gin
Ranavalona I.
gewesen war und
nun endgültig an allen Schalthebeln
der Macht saß. Auf
Rasoherina,
die
1868 aus unbekannten Gründen starb,
folgten von 1868 bis 1883 Königin
Ra-