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Geschichten in mündlicher Form wei-
tergegeben. Englische Lehrer und
Missionare schufen die erste Schrift,
indem sie die erste madagassische
Bibel fertigten, die heute Grundlage
der Schreibweise ist. Allerdings hat die
lange französische Kolonialzeit die
von den Engländern vorgeschlagene
Schreibweise stark verändert. Franzo-
sen führten beispielsweise die Akzente
ein, die sie benötigten, um Inselnamen
wie Nosy Be richtig aussprechen zu
können. Daher sieht man häufig den
eigentlich im Madagassischen über-
flüssigen Akzent auf Nosy Bé. Viele
Worte werden bis heute auch in ma-
dagassischen Publikationen sehr un-
terschiedlich geschrieben. Selbst
Städtenamen sind nicht auf allen Kar-
ten einheitlich geschrieben. Beispiels-
weise findet man für Fort Dauphin
(Kolonialname) die madagassischen
Namen „Taolagnaro“, „Taolanaro“ und
„Tolanaro“. Die im Französischen Tu-
léar genannte Stadt im Südwesten
kommt mal als „Toliara“, mal als „Toli-
ary“ vor, Diego-Suarez im Norden
wird manchmal „Antseranana“, dann
wieder „Antsiranana“ geschrieben. In
diesem Buch haben wir uns grundsätz-
lich entschieden, die madagassischen
Namen zu benutzen, auch wenn dies
gelegentlich in Madagaskar im Um-
gang mit Europäern unüblich ist. Ma-
dagassen unter sich werden zwar von
der Insel Nosy Boraha sprechen, wenn
Europäer am Gespräch teilnehmen,
gebrauchen aber auch sie in der Regel
den französischen Namen Ste. Marie.
Das Gleiche gilt für Antsiranana, das in
der Regel als Diego-Suarez oder ein-
fach „Diego“ bezeichnet wird. In die-
sen Fällen setzen wir den Kolonialna-
men in Klammern hinter den mada-
gassischen Namen.
Literatur
Die moderne madagassische Literatur
hat einen eigenständigen Stil, der
nichts mit den literarischen Traditionen
der Kolonialmacht und auch wenig
mit afrikanischen Vorbildern zu tun
hat. So macht der afrikanische Schrift-
steller L. S. Senghor, ein herausragen-
der Vertreter der afrikanischen Kultur
und Literatur („Négritude“), einen Un-
terschied zwischen den Literaturgat-
tungen „négro“ und „malgache“.
Der berühmteste Dichter Mada-
gaskars ist Jean-Joseph Rabearivelo
(1904-1937), der auch im Ausland be-
kannt wurde, da er seine Werke in
französischer Sprache verfasste. Darü-
ber hinaus ist Ny Avana Ramanantoa-
nina zu nennen, der madagassisch
schrieb. Während die Märchen (anga-
no) schon lange auch in schriftlicher
Form bekannt sind, steckt die Roman-
literatur noch in den Anfängen.
Erzählkunst
Die in Madagaskar mündlich weiterge-
gebene und erst in den vergangenen
Jahrzehnten niedergeschriebene „Lite-
ratur“ umfasst die Kunst des Hainteny
(Erzählkunst), Kabary (die Kunst der
Ansprache), die Onabolana (Sprich-
wörter) und Angano (Märchen).
Die Hainteny (Erzählkunst) ist eine
Volksdichtung, in der sich Fantasie
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