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Das Fady
den, können „Fady-Kinder“ auf ihr Le-
bensrecht überprüft werden, indem
man sie vor ein Rindergatter legt und
die Rinder darüber laufen lässt. Über-
lebt das Kind, so hat es sein Lebens-
recht bewiesen und wird von einer
fremden Familie großgezogen. In kei-
nem Falle aber können und wollen die
Eltern ein an einem solchen Tag gebo-
renes Kind bei sich behalten.
Das Wort „fady“ ist sinngemäß mit
dem bekannteren polynesischen „ta-
bu“ zu vergleichen. Kultur- und
sprachgeschichtlich haben beide Be-
griffe ihren Ursprung im malaysisch-
polynesischen Raum. Das Fady ist ein
Netz aus Geboten und Verboten,
welches das soziale Leben einer Fami-
lie oder eines Dorfes bestimmt. Der
Ursprung eines Fady liegt meist lange
zurück, und sein Sinn und Inhalt erge-
ben sich aus den konkreten Erfahrun-
gen eines Dorfes oder einer Familie.
Die Nachkommen übernehmen je-
weils die Fadys ihrer Vorfahren und ge-
ben sie an ihre Kinder weiter. Lediglich
der Dorfälteste und damit Weiseste ist
berechtigt, ein neues Fady einzuführen
oder ein altes aufzuheben, wenn es
das Leben der Menschen einengt und
sich somit als unsinnig erweist. Auch
wenn sich den Menschen der Sinn ei-
nes Fadys nicht erschließt, werden sie
es befolgen, denn die weisen Ahnen
werden nicht ohne Grund ein Gebot
oder Verbot eingeführt haben.
Das Fady regelt das Leben in der
Gemeinschaft und dient deren Erhal-
tung, obgleich uns manche Gebräu-
che absurd erscheinen mögen. Ein
Kind, das an einem „Fady-Tag“ gebo-
ren ist, wird dem Urteil des Zanahary,
des allmächtigen Schöpfers, überlas-
sen, indem man es in einem Korb auf
dem Fluss aussetzt und abwartet, ob
es von Krokodilen gefressen wird.
Überlebt es, wird es einer fremden
Frau übergeben, die es aufzieht. Ist
kein krokodilverseuchter Fluss vorhan-
Die Bedeutung
des Fady für Reisende
Für den Reisenden ist es wichtig,
sich bewusst zu sein, dass es diese Fa-
dys gibt, denn auch für ihn gelten die
Regeln. Besonders beim Besuch von
Grabstätten sollten Sie sich von Ein-
heimischen begleiten lassen, welche
die bestehenden Fadys kennen. Es
kommt vor, dass Grabstätten für Vaza-
has (Europäer) völlig verboten sind!
Bevor man ein Grab besucht, sollte
man sich daher mit dem Dorfältesten
in Verbindung setzen, eine Besuchser-
laubnis einholen und sich über die be-
stehenden Fadys informieren.
Lamba - das Kleidungsstück
der Madagassen
Das weiße Schultertuch, „Lamba“ ge-
nannt, ist bei der Bevölkerung des
Hochlandes, den Merina und Betsileo,
anzutreffen. Bunte Baumwolltücher,
genannt „Lamba oany“, sind das am
meisten getragene Kleidungsstück der
Madagassen an den Küsten. Sowohl
Männer als auch Frauen wickeln das
Tuch als „Rock“ um die Hüfte, legen
ein weiteres um die Schultern, wenn
 
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