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aus dem Hochland. Man konnte es
zwar nicht abschütteln, doch wurde
das Land in der Folge milder verwaltet.
Antandroy
Die Antandroy, „die vom dornigen
Land“ rund um die Südspitze Mada-
gaskars, leben überwiegend als No-
maden zusammen mit ihren Rinder-
herden. Sie ernähren sich von Hirse,
Mais und Cassava. Reis wächst man-
gels Wasser in ihrem Siedlungsgebiet
nicht.
Ein Verstorbener der Antandroy darf
erst begraben werden, wenn die ge-
samte Familie versammelt ist, was da-
zu führt, dass zwischen dem Tod und
der Beerdigung über ein Jahr verge-
hen kann. Seit das Land der Antandroy
immer schlechter bewohnbar wird,
wandern viele Antandroy in alle Lan-
desteile aus, verdingen sich als Rik-
schazieher und Nachtwächter und
versuchen so, das Geld zu sparen, das
sie für ein würdiges Begräbnis ihrer
Eltern benötigen.
Man bewahrt den Körper des Ver-
storbenen zunächst außerhalb des
Dorfs im Freien auf und lässt ihn aus-
trocknen. Manchmal weht daher ein
unangenehmer Verwesungsgeruch
durch das Dorf. Um die Dorfbewoh-
ner zu entschädigen, werden an be-
sonders unangenehmen Tagen Rinder
aus der Herde des Verstorbenen ge-
schlachtet und das Fleisch an die Mit-
bewohner verteilt. Die Familienmitglie-
der allerdings bekommen ihren Anteil
an geschlachteten Zebus erst, wenn
nach vielen Monaten die eigentliche
Beerdigung in „luxuriösen“ Gräbern
und in Anwesenheit aller Verwandten
stattfindet. Die Grabstätten der An-
tandroy ähneln den Grabstätten der
Mahafaly, eines Stammes, der nord-
Antambahoaka
Nach der Legende kam vor 600 Jah-
ren ein gewisser Raminia Rabevahoaka
aus Arabien und brachte den islami-
schen Glauben mit. Er wurde Stamm-
vater des Stammes der Antambahoa-
ka, als dessen leibliche Nachfahren die
Antambahoaka sich bis heute empfin-
den. Madagassisch ist allerdings ihre
Muttersprache geworden, und die Tra-
ditionen gleichen weitgehend denen
anderer Stämme Madagaskars. Zen-
trum des Wohngebietes ist die Hafen-
stadt Mananjary an der Ostküste. Ein
wichtiges Symbol der Herkunft und
Tradition der Antambahoaka ist der
„weiße Elefant“, eine kleine, eher
graue Sandsteinskulptur, die ein wenig
an einen Elefanten erinnert, wohl aber
eher ein Wildschwein darstellen soll.
Er wird in der Nähe des Dorfes Ambo-
hitsara am Ufer des Süßwasserkanals
im Norden der Stadt aufbewahrt. Ra-
minia soll ihn von einer Pilgerreise
nach Mekka mitgebracht haben.
Wie das streng eingehaltene Kasten-
system, ähnlich dem der Merina im
Hochland, Eingang gefunden hat, ist
nicht bekannt. Der weit verbreitete
Glaube an die Wirkung von Amuletten
als Schutz vor bösen Geistern dürfte
aber arabische Wurzeln haben, ähn-
lich wie die große Beschneidungsze-
remonie (Sambatra), die alle sieben
Jahre (zuletzt 2007) für alle Jungen im
Alter zwischen zwei und neun Jahren
in Mananjary abgehalten wird.
 
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