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durch Rechtsprechung. Früher war er
dem König gegenüber für das Dorf
verantwortlich, heute ist er es der Re-
gierung gegenüber. Seine Ratgeber im
Dorfrat, die Lefisaina, wählt er selbst
aus, er besteht aber traditionell aus
den zehn ältesten Männer des Fokos.
Dieser Rat (Fokonolona) ist eine Ein-
richtung, die in ganz Madagaskar üb-
lich ist, von der französischen Regie-
rung übernommen wurde und auch
im neuen madagassischen Staat große
Bedeutung hat.
Die werdende Mutter ist zu ihrem
und des Kindes Schutz mit zahlrei-
chen Fadys belegt, sie darf nicht auf
die Felder gehen, keine gefährlichen
Arbeiten erledigen, nicht schwer tra-
gen und vieles mehr. Nach der Geburt
des Kindes wird sie von der Familien-
und Dorfgemeinschaft gepflegt.
Scheidung
Eine Scheidung geht in der Regel un-
spektakulär vor sich. Vertragen sich
die Ehepartner nicht, so besprechen
sie es mit den Oberhäuptern der Fami-
lien und gehen auseinander. Die Kin-
der leben weiter bei der Familie des
Mannes, die Frau geht zurück in ihre
Familie. In der Hauptstadt Antananari-
vo steigt die Scheidungsrate laut Sta-
tistik der Standesämter enorm an.
Erbfolge
Obwohl in den verschiedenen Stäm-
men Unterschiede bestehen, gilt ge-
nerell, dass der Familienbesitz dem
Mann gehört und patrilinear weiter-
gegeben wird. Stirbt der Ehemann,
wird das Erbe auf die Kinder verteilt
und von der Mutter verwaltet. Die
Frau mit Kindern hat Anspruch auf ei-
ne kleine Zebuherde und ihren per-
sönlichen Besitz, kinderlose Frauen
hingegen sind nicht erbberechtigt.
Matriarchat
Bei einigen Stämmen an der Westküs-
te finden sich noch Reste matriarchali-
scher Kulturen. Dort ist die Verer-
bungslinie weiblich, und die Dorfge-
meinschaft wird von einer Frau und
ihren Beraterinnen verwaltet. Hochge-
ehrte weibliche Gäste eines Dorfes
können sogar für die Nacht nicht nur
eine Schlafstelle, sondern auch einen
„Kavalier“ zur Verfügung gestellt be-
kommen …!
Geburt
In manchen Orten sind Geburtshäuser
entstanden. Die Geburt läuft unter hy-
gienischen Bedingungen ab, und die
Kindersterblichkeit ist dort niedrig.
Trotzdem bringen die Frauen in der
Regel ihre Kinder traditionsgemäß zur
Welt: Während in fast allen Stämmen
die Geburt in der Hütte unter Mithilfe
von Mutter und Großmüttern durch-
geführt wird, gehen die Frauen der
Mahafaly zum Gebären in den Wald.
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