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bezahlt, und sogar Ärzte haben zur
Selbsthilfe gegriffen und behandeln
Patienten nur gegen Vorauskasse -
und das, obwohl offiziell die medizini-
sche Behandlung kostenlos sein sollte.
Nicht nur deshalb ziehen die meisten
Madagassen eine Behandlung durch
den örtlichen „Medizinmann“ vor. Nur
wenn keine Heilung eintritt, konsultiert
man mit Einverständnis des Medizin-
mannes einen Arzt - sofern man es
sich leisten kann.
In kleinen Orten ohne Krankenhaus
und Krankenstation wurden Geburts-
häuser (Maternités) eingerichtet, in de-
nen eine ausgebildete Hebamme ar-
beitet. In abgelegenen Regionen äng-
stigen sich Frauen jedoch vor diesen
Häusern und ziehen es vor, ihre Kin-
der zu Hause unter Aufsicht von Mut-
ter und Großmutter zur Welt zu brin-
gen. Die Müttersterblichkeit infolge
von Komplikationen während der Ge-
burt ist hoch, da in akuten Fällen eine
Einlieferung in ein Krankenhaus an feh-
lenden Transportmitteln scheitert.
In besonders malariagefährdeten
Regionen entlang der Ostküste wird
Nivaquin (Chinin-Präparat) kostenlos
ausgegeben. Bilharziose ist nach wie
vor häufig, da manche Reisfelder infi-
ziert sind. Tuberkulose und Lepra sind
selten geworden, Geschlechtskrank-
heiten und Aids wurden in der Vergan-
genheit nur mit wenig Erfolg be-
kämpft. Zu den am häufigsten auftre-
tenden Krankheiten zählen (in der
Reihenfolge) harmloser Durchfall,
Grippe, Malaria, Masern und Hepati-
tis. Die gefürchtete Pest tritt in Slum-
gebieten Antananarivos, Mahajanga
(Majunga), Fort Dauphin und anderen
Orten gelegentlich während der Re-
genzeit auf und fordert Opfer unter
den Ärmsten der Armen, die auf
schmutzigen, feuchten Lehmböden im
Freien schlafen. Bei der Bekämpfung
von Pocken, Cholera und Gelbfieber
waren Impfkampagnen erfolgreich,
sodass Madagaskar nach den Listen
der World Health Organisation nicht
als Infektionsgebiet gilt.
Soziale und
politische Organisation
Die Basis der sozialen und politischen
Organisation Madagaskars bildet die
Großfamilie (Fianakarina). Sie besteht
aus allen Nachkommen des ältesten
noch lebenden Familienmitgliedes.
Stirbt der/die Familienälteste, über-
nimmt der älteste Sohn die Führung
der Gruppe. Eine solche Großfamilie
besteht oft aus 70 bis 100 Personen.
Ein Foko oder Raza ist eine Gruppe
von Familien, die sich vom gleichen
Ahnen ableitet. Fokos und Razas sind
zugleich religiöse und politische Ein-
heiten, die einander zur gegenseitigen
Hilfeleistung verpflichtet sind. Jeder
Foko besitzt ein Territorium, in dem je-
de Familie ihre Häuser und ihre Felder
hat. Unbebautes Land gehört der Foko
als Holzschlag und Weideplatz, be-
bautes Land der Familie, die es kulti-
viert, Rodungsfelder und Herden sind
gemeinsamer Besitz der Familie. Jede
Foko hat ihr Oberhaupt, den Chef du
Fokontany, und einen Lahy-Kibory,
den Friedhofswächter. Der Chef regelt
alle Angelegenheiten des Dorfes
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