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sie in Reisfelder, Kanäle und Dämme
verwandelte. Das Königreich vergrö-
ßerte sich unter den nachfolgenden
Herrschern stetig, bis es sich im 18.
Jahrhundert unter den Söhnen des Kö-
nigs in vier Teile aufspaltete und wie-
der zerfiel. Um 1787 wurde Andria-
nampoinimerina zum König dieser
vier Reiche erkoren, der erfolgreich
Freundschaftsverträge schloss, seinen
Regierungssitz von Ambohimanga
nach Antananarivo verlegte und das
gespaltene Merina-Reich wieder zu-
sammenführte. In der Folge unterwarf
er die im Süden des Hochlandes le-
benden Betsileo. Er hatte bereits den
Plan gefasst, die ganze Insel unter eine
Zentralherrschaft zu bringen und war
auch der erste, der sich König von
ganz Madagaskar nannte, obgleich er
längst nicht das ganze Land kontrol-
lierte. Nach seinem Tod blieb er im
Gedächtnis der Madagassen als ihr
bedeutendster Herrscher und wird bis
heute wie ein Heiliger und Wundertä-
ter verehrt. Er hinterließ seinen Nach-
folgern das politische Testament, dass
lediglich das Meer die Grenze des
Merina-Reiches bilden dürfe. Throner-
be war sein Sohn Radama I. Er stellte
sich außenpolitisch auf die Seite der
Engländer, die zur damaligen Zeit hef-
tig mit Frankreich um die Vorherr-
schaft im Indischen Ozean rangen,
holte englische Lehrer nach Madagas-
kar, führte europäische Handwerks-
kunst ein und gab Missionaren Gele-
genheit, den christlichen Glauben zu
verbreiten. Schulen wurden gegrün-
det, die lateinische Schrift eingeführt
und eine madagassische Schriftspra-
che „erfunden“, die sich weitgehend
am Dialekt der Merina im Hochland
orientierte. Gleichzeitig führte Rada-
ma I. aber auch an allen Fronten seines
Reiches erfolgreiche Kriege gegen wi-
derspenstige Stämme, die sich nicht
freiwillig der Herrschaft der Merina
unterwerfen wollten. An der Ostküste
hatte sich das Königreich der Betsi-
misaraka (die „zahlreichen Unzer-
trennlichen“) unter König Ratsimilaho
gebildet. Ratsimilaho war ein Misch-
ling aus der Ehe eines englischen See-
räubers mit der madagassischen Prin-
zessin Bety von der Insel Nosy Boraha
(Ste. Marie). Anfang des 19. Jahrhun-
derts wurden die Betsimisaraka aber,
wie viele andere Volksstämme, von
Radama I. besiegt und dem Merina-
Reich eingegliedert.
Europäische Besiedlung
Um das Jahr 1500 wehte ein Wirbel-
sturm die Flotte des portugiesischen
Kapitäns Diego Diaz an die Nordküs-
te Madagaskars und leitete damit die
„europäische Epoche“ des westlichen
Indischen Ozeans ein. Von nun an er-
schienen die Inseln mehr und mehr
auf portugiesischen, später auch hol-
ländischen, französischen und engli-
schen Seekarten. Holländer setzten
ihren Fuß auf Mauritius (benannt nach
Mauritz von Oranien! ), gaben die Insel
aber bald kampflos den ebenfalls in-
teressierten Franzosen preis, die be-
reits La Réunion kolonisierten und ein-
zelne Siedlungsversuche auf Mada-
gaskar unternahmen. Mauritius muss-
ten sie bald der aufstrebenden See-
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