Environmental Engineering Reference
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Rund 35 Prozent der eingesetzten Primärenergie gehen bereits in der Energiewirtschaft als
Kraftwerksabwärme oder durch Energietransportverluste verloren, bevor sie den End-
verbraucher erreicht. Verschiedene Geräte und Maschinen erzeugen dann den gewünschten
Nutzen wie Licht, Wärme oder Antriebskraft für Maschinen und Fahrzeuge. Auch sie
verursachen hohe Verluste. Glühlampen oder Verbrennungsmotoren von Autos sind dabei
besonders ineffizient und setzen 80 bis über 90 Prozent der eingesetzten Energie in uner-
wünschte Abwärme um. Auch der Einsatz der so genannten Nutzenergie erfolgt nicht
immer sinnvoll. Werden leere Räume beleuchtet, schlecht gedämmte Gebäude beheizt oder
auf der Parkplatzsuche unzählige Runden um den Block gedreht, ist dies nicht unbedingt
ein sinnvoller Einsatz von Energie. Betrachtet man alle Verluste, werden bestenfalls
20 Prozent der ursprünglichen Primärenergie sinnvoll genutzt (Abbildung 3.1) .
sinnvoller
Nutzener-
gieanteil
Primärenergie
Endenergie
Nutzenergie
Elektrizität
Erdöl, Erdgas,
Fernwärme
Licht, Kraft, Wärme
Uran, Kohle,
Rohöl, Naturgas
regenerative
Energieformen
“verschwendete Nutzenergie”
z.B. Beleuchtung leerer Räume,
Heizen schlecht gedämmter Gebäude
Geräteverluste
z.B. Abwärme bei Motoren
Abwärme bei Glühlampen
Verluste der
Energiewirtschaft
z.B. Kraftwerksabwärme
Abbildung 3.2 Etwa 80 Prozent der Energie gehen in Deutschland beim Transport und der Umwand-
lung verloren oder werden nicht sinnvoll eingesetzt
Stellt man einige Aspekte des Lebensstils von Industriegesellschaften in Frage, fällt der
sinnvolle Nutzenergieanteil noch kleiner aus. Wer jedoch mit ausgestrecktem Zeigefinger
versucht, Freunde und Bekannte von der geplanten Flugreise abzubringen, das neue Auto
mit den gewissen Extras auszureden oder der Familie eine um drei Grad niedrigere Raum-
temperatur zu verordnen, wird sich damit nicht sehr beliebt machen. Die Wahl des eigenen
Lebensstils im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten gehört zu den individuellen
Freiheiten, in die sich niemand gerne reinreden lässt. Für die Rettung des Klimas werden
darum nicht Buhmänner gesucht, sondern Lösungen für eine klimaverträgliche Umsetzung
des gewählten Lebensstils.
Dies bedeutet aber nicht, dass jeder die Freiheit ausleben kann, mit der Energie und der
Umwelt absolut gedankenlos umzugehen. Wer wider besseren Wissens eine Technologie
verweigert, die den gleichen Lebensstil bei erheblich reduziertem Energie- und Umwelt-
verbrauch ermöglicht, handelt verantwortungslos. Dies gilt auch für eine Politik, die nicht
auf die schnellstmögliche Einführung der bestmöglichen Technologie hinarbeitet.
Viele kleine Schritte hin zu einer klimaverträglichen Gesellschaft werden jedoch auch ver-
säumt, weil vielen das nötige Wissen oder das entsprechende Bewusstsein fehlt. Zahlreiche
Probleme der Energienutzung sind nämlich höchst komplex. Die optimale Lösung hängt
dabei oft von vielen Faktoren ab.
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