Environmental Engineering Reference
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Schon seit Jahrzehnten haben Pessimisten das nahe Ende der fossilen Energiereserven
beschworen. Da man bereits vor 30 Jahren in der Schule gelernt hat, dass in 30 Jahren das
Erdöl alle sein wird, ernteten Mahner in den vergangenen Jahren oft nur ein gleichgültiges
Schulterzucken. Erst der extreme Anstieg der Ölpreise seit dem Jahr 2000 hat erneut eine
Sensibilität für die Endlichkeit des schwarzen Goldes geschaffen.
Speziell beim Erdöl hat die Zahl der neuen Funde in den letzten Jahren stark abgenommen.
Der Energiehunger steigt schneller als neue Vorkommen erschlossen werden können. Die
Ölpreise werden deshalb langfristig gesehen weiterhin ansteigen, auch wenn kurze Preis-
rückgänge immer wieder trügerische Entspannung signalisieren. Denn einerseits steigt die
Nachfrage, während das Angebot eher rückläufig ist, andererseits steigen der Aufwand für
das Erschließen neuer Vorkommen und damit die Kosten stetig an.
Konventionell oder nicht-konventionell, das ist hier die Frage
Kein Erdölvorkommen auf der Erde gleicht dem anderen. Einige Quellen lagern in
flüssiger Form nur hundert Meter unter dem Erdboden. Andere liegen in 10 000
Metern Tiefe oder sind mit Sand vermengt und lassen sich, wenn überhaupt nur mit sehr hohen
Kosten fördern. Um einen besseren Überblick über mögliche Reichweiten zu erhalten, unter-
scheidet man bei der Angabe von noch vorhandenen Vorräten an Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran
daher zwischen Reserven und Ressourcen sowie konventionellen und nicht-konventionellen
Vorkommen.
Reserven sind nachgewiesene und zu heutigen Preisen mit heutiger Technik wirtschaftlich
gewinnbare Energierohstoffe.
Ressourcen sind nachgewiesene, aber derzeit technisch und/oder wirtschaftlich nicht gewinn-
bare sowie nicht nachgewiesene aber vermutete, also rein spekulative Energierohstoffmengen.
Nur ein Teil der Ressourcen wird sich daher erschließen lassen. Entwickelt sich die Technik
weiter oder steigen die Rohstoffpreise, werden einige Ressourcen nach und nach den Reserven
zugeschlagen. Die Reserven steigen dann an und die Ressourcen nehmen ab.
Gesamtpotenzial bezeichnet man die Summe aus Reserven und Ressourcen. Dieses Potenzial
wird sich nach heutigem Stand nicht in vollem Umfang erschließen lassen. Möglich ist aber,
dass auch noch neue, unvermutete Vorkommen gefunden werden und damit die Reserven oder
Ressourcen und das Potenzial wieder vergrößern.
Konventionelle Vorkommen sind Reserven oder Ressourcen, die mit herkömmlichen Förder-
verfahren erschlossen werden können. Dies ist Erdöl oder Erdgas in unterirdischen Hohlräumen,
die sich über eine einfache Bohrung fördern lassen.
Nicht-Konventionelle Vorkommen sind Reserven oder Ressourcen, die mit aufwändigen und
neuartigen Förderverfahren erschließbar sind. Dies sind zum Beispiel Ölsande, Ölschiefer,
Bitumen oder Erdöl und Erdgas in kleineren Hohlräumen in undurchlässigen Schichten, die erst
mit einem sogenannten Frackingverfahren aufgebrochen werden müssen. Oft ist die Förderung
von nicht-konventionellen Vorkommen deutlich teuer als von konventionellen.
Während bei den ersten kommerziellen Bohrungen in Amerika im Jahr 1859 noch Erdöl in
einer Tiefe von 20 Metern gefunden wurde, sind heutzutage Bohrtiefen von bis zu
10 000 Metern durchaus üblich. Auch hat man große technische Fortschritte beim Auf-
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