Environmental Engineering Reference
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betsmühlenartig wird wiederholt, dass die Solarenergie in Deutschland einen verschwin-
dend geringen Anteil des Energieaufkommens deckt. Wäre das wahr, wäre diese Skepsis
sicher auch berechtigt. Tatsächlich sind es aber die fossilen und nuklearen Energieträger,
die gerade einmal 0,6 Prozent am Energieaufkommen in Deutschland haben. Dass 0,6
Prozent in absehbarer Zeit zu ersetzen sind, dürfte eigentlich niemand ernsthaft bezweifeln.
Die Explosion des indonesischen Vulkans Tambora im Jahr 1815 führt uns vor Augen, was
der Ausfall auch nur eines Bruchteils der SoDa-Energie an Folgen hat. Gigantische Men-
gen an vulkanischen Gasen und Staub in der Atmosphäre reduzierten in den folgenden Jah-
ren die Solarstrahlung. In den Jahren 1816 und 1817 kam es zu massiven Ernteausfällen in
Europa. Zehntausende von Menschen verhungerten. Würde ein solches Ereignis heute pas-
sieren, wären ähnliche Folgen zu erwarten. Ein Großteil der Energie zur Sicherstellung un-
serer Nahrungsversorgung ist nämlich SoDa-Energie, direkt von der Sonne. Das ver-
schwindend geringe Aufkommen an fossilen und nuklearen Energieträgern wäre aber nicht
einmal ansatzweise in der Lage, auch nur relativ kleine Schwankungen der SoDa-Energie
zu kompensieren.
Bleibt die Frage, was die SoDa-Energie wert ist. Erdöl frei Grenze kostete im Jahr 2012
rund 6 Cent pro Kilowattstunde, Erdgas etwa 3 Cent pro Kilowattstunde, Tendenz stei-
gend. Da solare Strahlungsenergie und Windenergie nicht so einfach speicherbar sind wie
Erdöl oder Erdgas, soll im Folgenden ihr Wert mit der Hälfte von Erdgas, also mit
1,5 Cent pro Kilowattstunde angesetzt werden, der Wert der SoDa-Wasserkraft wegen der
besseren Speicherbarkeit mit 2 Cent pro Kilowattstunde. Damit berechnet sich ein Gesamt-
wert der SoDa-Energie von rund 9,4 Billionen Euro pro Jahr. Alleine die SoDa-Sonnen-
energie ist nach dieser Berechnung rund 5,7 Billionen Euro wert.
Natürliche regenerative Energieformen in der Größenordnung von 567 Billionen Kilo-
wattstunden werden also alleine in Deutschland statistisch nicht erfasst. Dadurch verzerrt
sich die öffentliche Wahrnehmung über die heutige Energieversorgung. Wir unterliegen
dem falschen Eindruck, dass fossile und nukleare Energieträger den wesentlichen Anteil
am Energieaufkommen haben. In Wahrheit ist ihr Anteil kleiner als ein Prozent und rege-
nerative Energien sollten sie für einen wirksamen Klimaschutz möglichst schnell ersetzen.
Hierfür stehen uns natürliche regenerative Energieformen im Wert von rund 9,4 Billionen
Euro jährlich kostenlos zur Verfügung. Eigentlich können wir es uns nicht leisten, darauf
zu verzichten.
1.4
Energievorräte - Reichtum auf Zeit
Nutzen wir heute fossile Energieträger, greifen wir auf vor Millionen von Jahren einge-
lagerte Sonnenenergie zurück, ohne dass diese Energieträger sich in für uns absehbarer
Zeit erneuern könnten. Dabei ist unser heutiger Energiehunger derart emporgeschnellt,
dass ein Großteil der Vorkommen an fossilen Lagerstätten noch im Laufe unseres 21. Jahr-
hunderts ausgebeutet sein wird. Auch die Lagerstätten, an denen sich kostengünstig der
Brennstoff Uran für herkömmliche Atomkraftwerke gewinnen lässt, werden weniger.
 
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