Geology Reference
In-Depth Information
chen kann nun entweder isoliert dort sitzen
bleiben und später wieder erstarren, oder es
kann einen Film auf der Korngrenze bilden,
diese benetzen und sich dadurch entlang von
weiteren Korngrenzen ausbreiten und fortbe-
wegen.
Die Größe, die eine solche Bewegung be-
stimmt, ist der Benetzungswinkel Æ (Abb.
3.103), der zwischen der Korngrenze und der
Oberfläche des Tröpfchens gemessen wird. Ist
er groß, benetzt die Schmelze das Mineral
schlecht und bleibt isoliert stecken, ist er klein,
benetzt sie das Mineral gut und kann entlang
von Korngrenzen durch das Gestein „krie-
chen“. Ein miteinander verbundes Netzwerk
vonschmelzbenetztenKorngrenzenistfürdie
Separation und Segregation (Abtrennung) von
Schmelzen unabdingbar, also dafür, dass die
einzelnen Schmelztröpfchen das Gestein ver-
lassen und sich zu größeren Massen verbinden
können. In manchen Handstücken oder Auf-
schlüssen von Migmatiten kann man die einge-
frorenen Überreste solcher Schmelzbewegun-
gen von der Millimeter- bis zur Meterskala se-
hen.BevorsicheineSchmelzebewegenkann,
muss es eine Mindestmenge von Schmelze in
einem Gestein geben (Abb. 3.102). Diese
Schmelzmenge, die nötig ist, um einen zusam-
menhängenden Schmelzfilm auf den Korn-
grenzen zu produzieren, nennt man kritische
Schmelzmenge. Ein einzelnes Tröpfchen, selbst
wenn es gut benetzt, kann sich nicht weit bewe-
gen, sondern würde schnell einfrieren.
Die Entstehung und den Transport von
Schmelzen muss man sich also so vorstellen,
dass sich in einem Gestein bei Temperaturer-
höhung zunächst winzige Schmelztröpfchen
bilden. Wenn sie die Korngrenzen gut benetzen
und wenn sich genügend von ihnen gebildet
3.103 Benetzungswinkel von Fluiden oder
Schmelzen auf Korngrenzen. Nur kleine Benet-
zungswinkel X 60° erlauben einen kontinuierli-
chen Fluid- oder Schmelzfilm auf den Korngren-
zen und damit eine Bewegung des Fluids/der
Schmelze durch das Gestein. Nach Hunter (1987).
Search WWH ::




Custom Search