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gruente Schmelzreaktionen stattfinden (siehe
Abschnitt 3.9.2). Prinzipiell funktioniert dies
wie oben vereinfacht erklärt mittels verschie-
dener Schmelzreaktionen, die häufig, aber
nicht immer Wasser involvieren. Dies geschieht
natürlich nicht nur in Al-reichen Metase-
dimenten, bei deren Aufschmelzung häufig
Al-reiche S-Typ-Granite entstehen (die dann
Al-reiche Minerale wie Muskovit, Cordierit,
Andalusit, Granat oder Sillimanit enthalten
können). Unterschiedliche Arten von Schmelz-
zusammensetzungen kann man auch durch das
partielle, inkongruente Schmelzen während
der prograden Metamorphose beinahe aller
Gesteine erhalten. Das Aufschmelzen von Am-
phiboliten führt z. B. zur Entstehung von tona-
litischen Schmelzen, und das Aufschmelzen
von Orthogneisen zu relativ Al-armen Grani-
ten (ohne Muskovit oder Al-reiche Minerale).
A-Typ-Granitoide beinhalten sehr verschie-
dene chemische Zusammensetzungen (siehe
Abschnitt 3.9.1 und Kasten 3.18). Sie entstehen
durch Fraktionierungsvorgänge von basalti-
schen Schmelzen oder durch Aufschmelzungs-
prozesse in einer anomal erhitzten Unter-
kruste.Vermutlichhängtderhohegeothermi-
sche Gradient einer solchen Wärmeanomalie
mit „ magmatic underplating “ zusammen, d. h.
mit der Intrusion großer Mengen basaltischen
Magmas aus dem Mantel an der Grenze zwi-
schen Kruste und Mantel. Dieses Magma wird
Modellvorstellungen zufolge an der Kruste-
Mantel-Grenze durch den Dichtekontrast auf-
gehalten und fängt an, die Unterkruste zu er-
hitzen und partiell zu schmelzen. Bei der Erhit-
zung werden in einem frühen Stadium wasser-
reiche, granitische Schmelzen produziert und
zurück bleiben trockene Granulite. Bei anhal-
tender Erhitzung sind spätere Schmelzen dann
entsprechend wasserarm und sehr heiß. Wenn
diese aufsteigen, kristallisieren sie in der Mit-
telkruste, wobei keine Gebirgsbildung, Sub-
duktiono.ä.beteiligtistunddaherauchkeine
tektonischen Prozesse im Zusammenhang mit
ihrer Intrusion festgestellt werden. Je nachdem,
ob in der Unterkruste Sedimente oder basi-
sche Gesteine aufgeschmolzen werden, bilden
sich die verschiedenen Varianten der A-Typ-
Granite. Die Fraktionierungsvorgänge basalti-
scher oder basaltähnlicher (nephelinitischer)
Schmelzen, die nicht nur zur Bildung bestimm-
ter A-Typ-Granite, sondern z. B. auch von Ne-
phelinsyeniten führen, werden in Abschnitt
3.9.3.3 besprochen.
3.9.3.2 Aufstieg von Schmelzen
Zwischen der Produktion einer Schmelze und
deren Erstarrung bzw. Kristallisation liegt in
denallermeistenFällendasStadiumdesTrans-
ports,dennnursehrwenigeSchmelzenerkal-
ten genau dort, wo sie erschmolzen wurden.
Zwei Fragen umreissen diesen Abschnitt der
magmatischen Petrologie:
-WiegeschiehtdieBewegungvonSchmelzen
in Gesteinen? und
- Wie verändern sich Schmelzen während ih-
res Transportes?
Eine Schmelze ist eine Art von viskoser Flüs-
sigkeit. Obwohl Gesteine „dicht“ zu sein schei-
nen, bewegen sich Schmelzen offenbar durch
die Erdkruste und den Erdmantel hindurch,
denn sonst würden sie nicht an die Erdoberflä-
che gelangen. Natürlich geschieht ein großer
Teil des Schmelztransports entlang von Brü-
chen und Spalten, die wir heute als Gänge
wahrnehmen. Solche Spalten öffnen sich insbe-
sondere in Gebieten mit extensionaler Tekto-
nik, wo die Gesteine „auseinander gezogen“
werden.
Betrachtet man jedoch Migmatite, so stellt man
fest, dass in diesen Gesteinen offenbar keine
Spalten vorhanden waren, und es fällt generell
schwer zu glauben, dass z. B. im oberen Erd-
mantel bei Drucken von 30 kbar offene Spalten
existieren, die nicht sofort geschlossen werden.
In Migmatiten kann man anhand der Texturen
feststellen, dass sich kleinste Schmelztröpfchen
zunächst dort gebildet haben, wo die geeigne-
ten Minerale, also z. B. Muskovit, Quarz und
Alkalifeldspat, aneinander stießen (eutektische
Schmelzen, siehe Abschnitt 3.9.2). Ein an solch
einer Tripelpunktkorngrenze gebildetes Tröpf-
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