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Stil eher als willkommene Gelegenheit
ansahen, ihrer Lust an Schmuck und
Zierrat zu frönen (ihr sozusagen „die
Spitze“ aufzusetzen). „Rein gotische“
Bauten sind freilich rar, in der Regel
wurden romanische ergänzt bzw. er-
weitert. Außerdem unterscheidet sich
die italienische Gotik von der nor-
dischen grundsätzlich: weder auf
„himmelstrebende“ Höhe noch auf
Dynamik wird besonderer Wert ge-
legt, sondern eher auf Expressivität.
Während der ruhige, feste Unterbau
der Romanik beibehalten wird, erin-
nert der komplizierte, verworrene
Überbau eher an eine vergrößerte
Miniatur oder Goldschmiedearbeit
als an nordische Kathedralen.
Herzstück ist und bleibt die vorgela-
gerte Schaufassade - eher Bühnen-
bild denn Architektur, eine opernhafte
Prozession von Farben, Mosaiken,
Säulen, Pilastern, Giebeln und Tür-
lettierung, „Entmaterialisierung des
Steins“), Formwiederholung und künst-
liche Natursymbiose („emporstreben-
der Baum“). Spitzbogen und Kreuzge-
wölbe. Schmuck emanzipiert sich vom
Bauwerk (Relief wird Skulptur, bemal-
tes Kruzifix wird Altarbild).
„Die Goten zerteilten einen Bogen
in mehrere Spitzbögen und überzo-
gen ganz Italien mit diesen Scheuß-
lichkeiten“, wetterte Vasari dreihun-
dert Jahre später gegen die „monströ-
se und barbarische“ maniera tedesca.
Zu unterscheiden ist zwischen der
eher schlichten Bettelordensgotik der
Franziskaner und Dominikaner, die ge-
gen 1220 direkt aus Frankreich durch
Zisterzienser in die Toscana kam, und
der ausladenden Repräsentations-
gotik der Kommunen, die den neuen
Abtei im romanischen Baustil
 
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