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men. Absolut ungewöhnlich (und in
der Gotik ansonsten verpönt) ist auch
das Beharren auf der Kuppel (ein Erbe
Roms!) und der Verquickung von
Kreuz- und Zentralplan (auf dem spä-
ter die Renaissance aufbaute). In die-
ser Epoche enstanden auch die ersten
großen Profanbauten in Konkurrenz
zu den Kirchen, die Palazzi der sich
erstmals selbst verwaltenden Stadt-
kommunen.
den Schriften der griechischen und la-
teinischen Klassiker fundierten „studia
humanitatis“, die von Petrarca, Dante
und Boccaccio bereits im Trecento ge-
forderten „humanistischen Wissen-
schaften“. Die Renaissance bringt da-
her nicht allein „Kunst“ hervor, son-
dern übt einen umwälzenden Einfluss
auf das gesamte Geistesleben und na-
hezu alle Aspekte des öffentlichen Le-
bens aus (Häuser, Plätze, Sprache, For-
schung, Technik, Erziehung etc.).
Feindschaft, ja Hass gegen die „bar-
barische“ Gotik treibt die Renaissance
mindestens ebenso voran wie die
Wiederentdeckung des Klassischen
und Harmonischen der Antike. Die
von der Gotik vielfach durchbroche-
nen Wände werden wieder als Fläche
betont und nach rational vollziehbaren
Gesetzmäßigkeiten zueinander in Be-
ziehung gesetzt. An die Stelle unklarer
und mehrdeutiger Strukturen treten
wieder einfache geometrische Formen
wie Kreis und Quadrat und dienen
erstmals als Grundriss von Sakral- wie
Profanbauten. Ein Renaissancegebäu-
de erzielt seine Wirkung durch subtils-
te Anordnung einfacher (Bau-) Mas-
sen, die idealiter den Proportionen des
menschlichen Körpers entsprechen
(so wie man sich in der Antike die
Säule wie einen Menschenkörper vor-
stellte).
Revolutionär ist das Gestaltungsprin-
zip der Zentralperspektive, das über
Brunelleschi und die Architektur auch
Eingang in die Bildhauerei (Donatello)
und Malerei (Masaccio) findet. Die
Übertragung der Zentralperspektive
auf das Relief führt zur Vollplastik
San Galgano, 1224-1300
Duomo, Siena, 1225
San Domenico, Siena, 1226-1340
Duomo, Massa Marittima, 1228-1304
Santa Maria Novella, Florenz, 1246
Duomo, Arezzo, 1277
Santa Croce, Florenz, 1294
Duomo, Florenz, 1296
Santa Maria della Spina, Pisa, 1332
Orsanmichele, Florenz, 1337-1350
Renaissance (Quattrocento)
Opposition zum Mittelalter, Aufbruch-
stimmung (insbesondere nach dem
allmählichen Überwinden der großen
Pest von 1348). Schon Vasari spricht im
16. Jh. von „Rinascità“ (Wiedergeburt),
aber erst Jacob Burckhardt im 19. Jh.
führt den Terminus Renaissance offizi-
ell ein. Die eigentliche oder Früh-
renaissance löst um 1420 die Gotik ab,
die kurze Hochrenaissace läutet gegen
Ende des Jahrhunderts bereits den Ma-
nierismus als Vorläufer des Barock ein.
„Wiedergeburt der Kunst aus dem
Geist der Antike“ heißt: bewusste Wie-
dererweckung der Ideenwelt des klas-
sischen Altertums, Rückkehr zu den
Idealen der Vorfahren. Materielle Vor-
aussetzung ist relativer Wohlstand für
viele (Entdeckung der „Muße“), ideo-
logische Voraussetzung sind die auf
 
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