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Torre Guinigi
Via Fillungo
130 Wohntürme zählte Lucca im Mit-
telalter. Übrig geblieben ist nur einer,
44 m hoch, aus solidem Backstein und
ein echter Blickfang schon von wei-
tem, da wie seit 600 Jahren noch heu-
te von mächtigen Steineichen gekrönt.
230 Stufen führen hinauf zur Platt-
form, von der aus man einen herrli-
chen Panoramablick über die Kirch-
türme und Dächer der Stadt und die
nahen Berge genießt (Eintritt s. Mu-
seen , S. 429). Dass gerade dieser Turm
erhalten blieb (im Übrigen nur Teil ei-
nes ganzen Imperiums von umliegen-
den Case, Torre und Palazzi der durch
Seidenhandel reich gewordenen „Me-
dici von Lucca“), ist kein Zufall. Nach-
dem auf Geheiß Castruccio Castraca-
nis (teils um seine Macht zu demons-
trieren, teils um Baumaterial für seine
eigene Fortezza Augusta zu gewin-
nen), Anfang des 14. Jh.s alle Ge-
schlechtertürme der Stadt abgetragen
worden waren, blieb es später allein
dem mächtigen Stadtregenten Paolo
Guinigi (1400-1430) vorbehalten
(bzw. ein Bedürfnis), den ehemaligen
Familienstammsitz in alter Pracht und
Höhe wieder aufbauen zu lassen. Im
Erdgeschoss noch deutlich erkennbar
die typischen, im Mittelalter offenen
Arkadengänge für Geschäfte und Zer-
streuungen, die später zugemauert
wurden. In einer der ehemaligen Log-
gien, zwei Häuser weiter, befindet sich
das hochinteressante Museo Storico
della Liberazione, in das nicht zuletzt
gerade Deutsche einen Blick werfen
sollten (s. u. „Museen“).
Sie ist seit jeher Luccas beliebtestes
und belebtestes Pflaster. Handtuch-
schmal und gesäumt von Palazzi und
Wohntürmen aus dem 14. und 15. Jh.,
hat sie trotz ihrer zahlreichen elegan-
ten Läden noch heute etwas von ei-
nem orientalischen (mittelalterlichen?)
Souk an sich. Je nach Jahreszeit zwi-
schen 17 und 20 Uhr spielt sich ent-
lang der rund 600 m langen Flanier-
meile („lo striscio“) wie seit dem Mit-
telalter die tägliche Passeggiata ab.
Der etwas verblichene, aber immer
noch eindrucksvolle Glanz von Läden
und Geschäften, die seit einem Jahr-
hundert oder mehr bestehen, verlei-
hen dem Corso noch heute das unver-
gleichliche Flair einer „guten Stube“.
Dekors, Schilder und originale In-
nenausstattungen aus dem Fin de
Siècle oder den 1920 Jahren sind da-
bei keine Seltenheit. Zu den bemer-
kenswertesten Objekten zählen u. a.
die Juweliere Pellegrino (No. 111) und
Chioccetti (No. 20), die ehemalige
Profumeria Venus (No. 65), Puccinis
Lieblingscafé Caffè di Simo (No. 58)
oder die kleine, nahezu pariserisch an-
mutende Jugendstilpassage No. 102.
Carli (No. 95) gilt sogar als das älteste
noch bestehende Ladengeschäft ganz
Italiens; die kleine Goldschmiedewerk-
statt zog 1655 in die Via Fillungo ein
und bietet heute bereits in der 14. Ge-
neration Pretiosen, Webstoffe, Mün-
zen, Messgeräte und antike Uhren feil.
Neben den reich verzierten Schauvitri-
nen prangt ein Nürnberger Panzer-
schrank aus dem 17. Jh.
 
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