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denzione (Allegorie der Erlösung), die
wahrscheinlich schon unter dem Ein-
druck der um sich greifenden Pest ent-
stand (an der beide Brüder 1348 star-
ben). Hingehaucht, wie traumhaft, die
Paradiesszenen oben links; die leuch-
tenden Blaus lassen bereits einen Gau-
guin aufscheinen. Kühne, fast impres-
sionistische Farbgebung (sieht man
von dem eher konventionell gestalte-
ten rechten Bilddrittel ab) bestimmt
auch die Beweinung des toten Christus
gegenüber. Im gemusterten Boden
der Verkündigung (1344) folgt der Ma-
ler bereits bemerkenswert versiert den
Gesetzen der Zentralperspektive, die
erst Generationen nach ihm in Florenz
formuliert wurden. Von Pietro Loren-
zetti besticht vor allem der klare, plas-
tische Karmeliter-Altar (1329), obwohl
von der mehrteiligen Tafel wichtige
Teile und der gesamte Rahmenaufbau
fehlen (verschollen oder in amerikani-
schen Museen). Seine Meisterschaft
zeigt sich gerade auch im Kleinen,
man beachte nur die beiden Gläser
auf dem rosafarbenen Brunnen (zwei-
te Miniatur links unten), die schon die
neue Gattung des „Stillebens“ antizi-
pieren.
Saal 11 zeigt Werke des Taddeo di
Bartolo - wir befinden uns jetzt bereits
in der Spätgotik -, darunter ein gewal-
tiges Kruzifix aus dem Ospedale Santa
Maria della Scala mit der expressiven
Steinigung der wundertätigen Ärzte
Cosmas und Damian.
Säle 12/13. Eine erste Synthese aus
sienesischer Gotik und florentinischer
Frührenaissance gelang Giovanni di
Paolo (1403-1482) mit seiner aus-
drucksstarken Madonna dell'Umilità
(Madonna der Demut, 1455). Von
dem einzig großen (und letzten!) Sie-
neser Maler der neuen Ära, dem zeit-
weise nahezu „surrealistischen“ Sas-
setta (1392-1451), finden sich außer
einer Madonna mit Kind und Engeln
(keines seiner Meisterwerke, aber den-
noch deutlich anders als alles andere)
nur wenige Fragmente.
Säle 16/17. Sassettas Schüler Sano
di Pietro (1408-1481) betrieb das
größte Malatelier Sienas und tobte sei-
ne Begabung hauptsächlich in den
Predellen seiner sonst eher konventio-
nellen Werke aus. Siehe seine Darstel-
lung Sienas mit dem köstlichen Esels-
Motiv in Die Jungfrau legt Papst Callis-
tus III. Siena ans Herz oder die überaus
anrührende Darstellung des Christo-
phorus, der Jesus huckepack durch
den Wald trägt.
Der Höhepunkt der Pinakothek -
wie der Sieneser Malerei (Ende 15. Jh.)
- ist damit überschritten. Es bleiben
Vecchietta, Sodoma und die Haupt-
werke der Sieneser Renaissance (im
1. Stock), doch gerade die Werke So-
domas in der Pinakothek vermögen
kaum zu überzeugen.
Der letzte sienesische Maler, kurz
vor dem Untergang der Republik, war
der Manierist Domenico Beccafumi;
zumindest originell sind (Saal 27) Ma-
donna und Kind bei gemeinsamer Lek-
türe (1543) und seine Entwürfe für den
Domfußboden.
Zurück zum Campo gelangt man
über die Via di Città oder, auf einem
lohnenswerten Umweg, über die Kir-
che Sant'Agostino (s. dort).
 
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