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und Kamelen vor dem Panorama
Sienas.
Saal 6.
Die erzählerische Kraft des
ansonsten eher „höfisch“ geprägten
Simone Martini
beweist sein herrlich
naives, volkstümliches Tafelbild
Die
vier Wunder des hl. Agostino Novello
(1330) mit einem durch Siena fliegen-
den „Superman“ als Retter in allen Le-
benslagen. Bemerkenswert die plasti-
sche Zartheit der
Madonna mit Kind
neben der herben Strenge der
Madon-
na della Misericordia,
die ihren Um-
hang schützend über die Gläubigen
breitet, zwei Frühwerke Martinis.
Saal 7
ist den Brüdern Lorenzetti ge-
widmet. Landschaftsansichten, wie
man sie noch nie gesehen hatte, zeigt
Ambrogio Lorenzetti
in seinen Minia-
turen
Castello in Riva a un Lago
(Kas-
tell an einem Seeufer) und
Città sul
Mare
(Stadt am Meer
), beide um 1340
gemalt (zuletzt überraschenderweise
im Saal 12 ausgestellt). Der Betrachter
schaut dreidimensional wie bei einer
Luftaufnahme auf Kastell und Stadt,
die in ein glühendes, bernsteingrünes
Licht getaucht sind (es handelt sich um
Talamone,
den damaligen Hafen der
Republik Siena); obwohl aus der Tota-
len gesehen, erblickt man nicht einen
einzigen Streifen Himmel. (Theorien,
die Bilder seien Teile einer größeren
Komposition, haben sich nicht be-
stätigt; vielleicht stellten sie Türen ei-
nes kartografischen Schranks dar, der
Dokumente zu den dargestellten Or-
ten aufbewahrte.)
Von bestürzender Intensität sind die
düsteren Visionen des Jenseits in der
halluzinierenden
Allegoria della Re-
Pinacoteca Nazionale
Sienas Pinakothek beherbergt auf
drei Stockwerken insgesamt 36 Säle,
doch keine Angst, fast alle Höhepunk-
te befinden sich im 2. Stock, und auch
wenn beinahe die Hälfte aller Gemäl-
de aus der Zeit von 1360-1550 Sienas
Lieblingsmotiv, die Madonna mit Kind
darstellen, lohnt sich der Besuch unbe-
dingt! Die Anordnung ist chronolo-
gisch, die Nummerierung beginnt im
Obergeschoss. (Im 3. Stock kann man
sich, wenn man will, die in der Mehr-
zahl flämischen Highlights der
Colle-
zione Spannochi
ansehen, darunter
auch zwei
Dürer
und ein
Tintoretto.)
Saal 1
beherbergt die sienesischen
„Primitiven“ aus dem „dunklen“ Due-
cento. Eher bemalte Flachreliefs als
Malerei; anrührend, mystisch, totem-
haft, fremd. Ein Jesus voller Milde und
Melancholie, aber noch ohne jedes
Zeichen von Schmerz oder Leid (um
1210).
In
Saal 2
sind byzantinisch geprägte
Tafelbilder von
Guido da Siena,
dem
ersten namentlich bekannten Künstler
der Stadt (aktiv um 1260-1280) sowie
aus der Werkstatt
Duccios,
um 1270-
1300, ausgestellt. (Man beachte die
Lücken in den Tafeln, die einst mit
Edelsteinen besetzt waren.)
Säle 3 & 4
mit Arbeiten von
Duccio,
darunter eine besonders lebhafte und
bewegte
Madonna mit Kind
(um 1310)
und die kleine
Madonna dei Frances-
cani
(um 1300), die von Duccios Vor-
liebe für Franz von Assisi zeugt.
Saal 5
ist
Bartolo di Fredi
(1358-
1410) gewidmet. Sehr schön die
Anbe-
tung der Könige
(um 1380) mit Affen