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oder eine ganze Familie; und alles be-
wegt sich mit wundervollem, gemäch-
lichem Schwung die Straße entlang“
(D.H. Lawrence). Besonders aus-
drucksvoll ist der Sarkophag mit der
Inschrift A. Caecina Selcia Anno XII
und dem spitzen, großäugigen Antlitz
des Knaben, „der nur 12 Jahre alt wur-
de“, datiert um etwa 100
v.
Chr.
(Saal 8, No. 341).
Die wertvollsten Einzelstücke sind
im 1. Stock ausgestellt. Der berühmte
Terracottendeckel Gli Sposi (Das Ehe-
paar), eine der äußerst raren Darstel-
lungen von zwei Figuren in so genann-
ter „Festmahlshaltung“, lässt durch sei-
nen unverblümten Realismus ahnen,
dass es sich vermutlich tatsächlich um
authentische Personen handelt. Grob,
runzlig, bauernschlau das Gesicht des
Alten, der mit seiner ausgemergelten
Krähenhand (höhnisch?) das Zeichen
für „Hörner“ beschreibt, spitz, boshaft,
verlebt das Antlitz seiner Gattin, die
ihn mit verschränkten Armen durch-
dringend anstiert. Zwei, die voneinan-
der nicht lassen können, auch wenn
sie einander abgrundtief hassen - ein
frühes Meisterwerk des poetischen
Realismus (Saal 20).
Ein ästhetischer Genuss, aber nicht
minder verstörend ist die absonderlich
gestreckte Bronzestele des nackten
Jünglings, die Gabriele D'Annunzio
Ombra della Sera (Abendschatten)
taufte (da sie ihn an die verzerrten
Schatten der untergehenden Sonne
erinnerte). Als den Göttern verehrte
Votivfigur steht die nur 57 cm hohe
Statuette (um 300 v. Chr.) zwar nicht
einzig da, in ihrer Schönheit und Per-
nachmodelliert wurden. Gemäß dem
Glauben der Etrusker an ein leibliches
Weiterleben nach dem unvermeidli-
chen Tod sind sie von einem recht un-
geschminkten, manchmal geradezu
brutalen Naturalismus, der absolut
nichts „Klassisch-Griechisches“ mehr
an sich hat, sondern die Abgebildeten
im wahrsten Sinn zu „verewigen“
suchte.
Die Urnen der Guarnacci-Samm-
lung sind unabhängig von Alter, Mate-
rial und Deckel(figur) allein nach dem
Sujet ihres Reliefs angeordnet, seien es
griechische Heldensagen (Säle 13-19)
oder Fabelwesen und Ungeheuer
(Säle 4-5). Ungemein faszinierend
sind die Reisen der Verstorbenen ins
Jenseits (Säle 6-9). „Abschiedsszenen
zeigen die Reisen im verhangenen,
von zwei oder mehr Pferden gezoge-
nen Wagen. Der Treiber zu Fuß, ein
Freund zu Pferd und Hunde geben
das Geleit, während andere Reiter auf
der Straße entgegenkommen. Unter
der gewölbten, geteerten Plane des
Wagens sitzt ein Mann oder eine Frau
Gli sposi - die Urne eines Ehepaares
 
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