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ten Mauerrings, zur Via San Matteo.
Obwohl keinen Deut weniger „male-
risch“ als die Via San Giovanni, geht es
hier schon etwas ruhiger zu. Vorbei an
der Chiesa San Bartolo, dem Turmhaus
der Pesciolini und dem gleich mit drei
unterschiedlichen Fensterformen (à la
Lucca, Siena und Florenz) aufwarten-
den Palazzo Tinacci gelangt man zum
nördlichen Stadttor Porta San Matteo
(1262).
den, als ihm der Jesusknabe erscheint
und sein Grübeln mit einer ebenso
einfachen wie verblüffenden Geste
beendet: er beginnt, das Meer mit ei-
nem kleinen Holzlöffelchen auszu-
schöpfen. Erst jetzt begreift der Kir-
chenlehrer, dass nur der Glaube, aber
nie der menschliche Verstand dazu
imstande sein würde, das Ausmaß der
göttlichen Weisheit zu erfassen.
Am linken Chorpfeiler sehen wir
noch einmal den hl. Sebastian, wie ihn
Gozzoli auch im Dom malte. Einen
völlig anderen Sebastian stellt er an
einem Altar im linken Schiff dar. Das
1464 in Auftrag gegebene Fresko soll-
te das glückliche Ende einer soeben
überstandenen Epidemie feiern und
zeigt den Pestheiligen deshalb aus-
nahmsweise einmal nicht von Pfeilen
durchbohrt; dieses Mal sind die himm-
lischen Mächte rechtzeitig in Gestalt
von Engeln zu Hilfe geeilt, die die tod-
bringenden Pfeile auffangen und zer-
brechen, wie die andächtige Menge
voller Dank registriert.
Sant'Agostino
Die schmucklose, 1280-1298 errich-
tete romanisch-gotische Hallenkirche
der Augustiner verbirgt, wie der Dom,
ihre Schätze im Innern.
Hinter dem von einer mächtigen
Marienkrönung des Piero Pollaiuolo
(1483) geschmückten Hauptchor ent-
faltet sich einer der bedeutendsten
Freskenzyklen der Toscana, Benozzo
Gozzolis Leben des hl. Augustinus
(1465). Die von links nach rechts und
von unten nach oben zu lesenden
Szenen erzählen in der Chronologie
von der Einschulung des Knaben im al-
gerischen Tagaste bis zur Totenmesse
des großen Theologen und Ordens-
gründers (354-430). Gozzolis Zyklus
unterscheidet sich deutlich von der
mittelalterlichen Tradition der Heili-
genvita, schon weil keine der 17 Sze-
nen ein Wunder oder ein Ereignis
nach dem Tode des Kirchenvaters dar-
stellt. In der zweiten Reihe rechts se-
hen wir das berühmte Lehrbild von
der Unzulänglichkeit des menschli-
chen Verstandes. Augustinus steht am
Meer und versucht verzweifelt, das
Wesen der Dreieinigkeit zu ergrün-
Ausschnitt aus Gozzolis
„Leben des heiligen Augustinus“
 
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