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Carabinieri
Schwarze Uniform, roter Hosenstreifen,
weißer Schultergurt: Carabinieri gehören
zum Landesbild wie der Schiefe Turm von
Pisa. Ihre Effektivität ist umstritten (wenn
auch deutlich höher als die der normalen
Polizia), echte Professionalität, andere
nennen es Profilierungssucht, legen sie da-
gegen beim Überführen von Verkehrssün-
dern an den Tag.
1921 in Livorno den PCI begründete, sind
die Toscani traditionell „rot“ - aber zum
Heiraten geht's in die Kirche, und wenn in
Carrara, wo seit jeher die Anarchisten zu
Hause sind, eine Prozession stattfindet,
wird der anarchico ganz selbstverständlich
an der Seite des prete dem Bild der Ma-
donna folgen.
Sport
Sportivi sind sie alle - zumindest vor
dem Fernseher. Die Spiele der Fiorentina
(AC Firenze) werden von den tifosi mit der
gleichen Begeisterung verfolgt und kom-
mentiert wie die Ferraristi auf dem Auto-
dromo di Mugello, Radrennen in der Pro-
vinz oder der Palio von Siena.
Bürokratie
Laut Statistik verbringt der Italiener jähr-
lich 20 Tage beim Schlangestehen auf der
Post und in öffentlichen Ämtern und ver-
nichtet auf diese Weise rund 73 Mio Ar-
beitsstunden im Jahr.
Umwelt
Pro Natura, Ambiente Pulito, Riserva Na-
turale, nur schöne Schlagworte und nichts
dahinter? Das Bewusstsein für Natur und
Umwelt (ein ausrangierter Kühlschrank
gehört nicht in die Macchia), vor Jahren
noch so unterentwickelt wie die Fleisches-
lust beim Vegetarier, ist so gestiegen, dass
es bereits die kuriosesten Blüten zeigt (bei
der Jagd erschießt man erst den Fasan,
dann den Neffen). Und dass sich mit dem
Etikett verde, grün, auch Geschäfte ma-
chen lassen, weiß inzwischen jeder zwi-
schen Orbetello und Mugello.
Öffnungszeiten
Barbarische Sitten! Egal ob Geschäfte,
Behörden oder Tankstellen, über Mittag
sind sie fast ausnahmslos geschlossen, und
wann die Siesta endlich aufhört und der
„Nach“mittag beginnt, ist eine Sache der
Auslegung bzw. der Jahreszeit. Ebenso
sind praktisch alle Kirchen und Museen
über Mittag zu (auch dann, wenn sie ei-
gentlich geöffnet sein sollten), und jedes
Museum hat unterschiedliche Anfangs-
und Schließzeiten sowie Ruhetage. (Zuge-
geben, ein schweres Erbe, so viel Kultur -
aber der verzweifelte Gast des Landes
fragt sich schon manchmal, ob die Italie-
ner sie überhaupt verdienen.)
Sicherheit
97 % der Diebstähle, 86 % der Raub-
überfälle und 64 % der Morde bleiben un-
aufgeklärt, trotzdem sind die Gefängnisse
heillos überfüllt. Es gibt rund 150.000 Ge-
setze, etwa 20mal so viel wie in Deutsch-
land oder Frankreich, aber viele wider-
sprechen sich, sodass ständige Rechtsun-
sicherheit herrscht. Quasi zur Abhilfe wer-
den andauernd Amnestien erlassen (auf
die man zwar spekulieren, sich aber nicht
verlassen kann), da 83 % aller Gesetzes-
verstöße ohnehin ungesühnt bleiben, die
meisten davon wegen Verjährung.
Verständigung
Italienisch ist supereinfach, jubelt der
Reisende, sobald er fehlerfrei mille grazie
aussprechen, passabel mit buon giorno
und arrivederci grüßen und seinen Cap-
puccino weltläufig al dente prego bestel-
len kann. Als Meister der Improvisation
wird der Toscano gönnerhaft nicken, aber
keinesfalls eine Miene verziehen („Sie
sprechen aber gut Italienisch“). Missver-
ständnisse sind im Ü brigen umso wahr-
scheinlicher, je mehr man vom Gegenteil
 
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