Travel Reference
In-Depth Information
der letzten Jahre der Republik begon-
nen (um 1520). Herzog Cosimo und
seine Nachfolger beschränkten sich
auf geneigte Hofmaler wie Vasari und
Bronzino und die Sammelleidenschaft,
diese freilich auf allerhöchstem Ni-
veau, wie die folgenden Säle mit Wer-
ken von Tintoretto , Parmigiano , El Gre-
co , Rubens , Rembrandt u. a. zeigen.
Galleria Palatina (Palazzo Pitti)
Die Palastgalerie im 1. Stockwerk
des Palazzo Pitti beherbergt in den
ehemaligen Prunkgemächern der Groß-
herzöge eine der bedeutendsten
Sammlungen von Gemälden aus der
Hochrenaissance und dem Barock. Al-
lein 11 Werke von Raffael , 10 von Tizi-
an und insgesamt über 700 weitere
namhafter Künstler wie Tintoretto, Ru-
bens oder Caravaggio schmücken die
prächtig ausgestatteten Salons.
Aber es sind nicht einmal so sehr die
Einzelwerke, die diese Ausstellung be-
merkenswert machen, sondern das
ganze theatralische Ensemble. Anders
als in anderen Museen sind die Werke
nicht chronologisch, nach Stilrichtun-
gen oder Ländern geordnet, sondern
nach rein dekorativen Gesichtspunk-
ten. Die als Privatsammlung der Groß-
herzöge angelegte Galerie wurde
1640 von Cosimo II. ins Leben gerufen,
gleichzeitig begann Pietro da Cortona ,
einer der Urheber des römischen Ba-
rock, mit der verschwenderischen Aus-
stattung der Repräsentationsräume.
Dem Geschmack der Zeit entspre-
chend wandelt man mal mit Mars, Ve-
nus, Jupiter oder Apoll unter illusionis-
tischen Stuckdecken und gemalten
Planetenallegorien dahin, und in je-
dem Saal hängen Bilder und Fresken
von der Decke bis zum Boden. Kunst
als Wandbehang.
Aus der Zeit von Raffaels Aufenthalt
in Florenz (1504-08) stammen die
berühmten Porträts des Kaufmanns
Agnolo Doni und seiner Gattin Madda-
lena Strozzi ; in Rom entstanden u. a.
die rührend einfache Madonna della
Saal 35
Die Venus von Urbino des Venezia-
ners Tizian (1548) ist einer der be-
kanntesten Akte der abendländischen
Kunst. Mark Twain war von ihrem An-
blick erschüttert: „… ein Bild ohne je-
den verhüllenden Fetzen oder ein Fei-
genblatt, der anrüchigste, gemeinste,
obszönste Gemäldebesitz, an dem sich
die Menschheit sattsehen kann“. Hätte
er sich auf Madonnen konzentriert
bzw. die verführerische Dame als
Schutzpatronin der Ehe betrachtet
(der Myrthenbaum im Fenster und das
Hündchen auf ihrem Boudoir stehen
für ewige Blüte und eheliche Treue),
der humorlose Humorist hätte die Uf-
fizien vermutlich weniger erregt ver-
lassen. Caravaggios schreiendes Me-
dusenhaupt (1596) auf einem Rund-
schild aus Pappelholz war Großherzog
Ferdinando I. von Kardinal del Monte
als Geschenk für seine Waffenkammer
vermacht worden.
Anmerkung. Seit dem Bomben-
attentat auf die Uffizien am 26. Mai
1993 ist die ursprüngliche Anordnung
der Säle noch nicht wiederhergestellt,
die Nummerierung stimmt nicht ein-
mal mit dem „aktuellen“ Faltblatt an
der Kasse überein.
 
Search WWH ::




Custom Search