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ten seine Nachfolger - Brunelleschi
starb 1446, 12 Jahre nach Beginn der
Bauarbeiten und 35 Jahre vor der Wei-
hung der Heiliggeistkirche - das ur-
sprüngliche Konzept nicht überarbei-
tet und verwässert, Santo Spirito wäre,
wie es Vasari formulierte, „der bisher
vollkommenste Tempel der Christen-
heit“ geworden.
Wie im Ansatz schon bei San Loren-
zo, machte Brunelleschi keinen Unter-
schied zwischen kirchlicher und profa-
ner Architektur (s. u. „Piazza Santissi-
ma Annunziata“). Maße und Propor-
tionen erschließen einen Raum von
vollkommener Folgerichtigkeit und
Geschlossenheit. Chor, Vierung und
Querschiffarme sind von gleicher Ge-
stalt, und die „Seitenschiffe“, sofern
man überhaupt noch von solchen
sprechen kann, sind rechtwinklig, ei-
nem Umgang gleich, um alle drei Bau-
teile herumgeführt - eine radikale Ab-
kehr von der traditionellen Kompositi-
on romanischer oder gotischer Kir-
chen. Anders als bei San Lorenzo wer-
den die Gewölbe der Seitenschiffe
statt von Pfeilern von Halbsäulen flan-
kiert, die auf gleicher Höhe wie die
Säulen und halbrunden Kapellen ste-
hen - die Kirchenwand tritt so hervor
und zurück, wirkt plastisch statt sta-
tisch, die Seitenschiffe öffnen sich zu
perspektivischen Abfolgen von Bögen
und Säulen, die an die zeitgenössische
Skulptur und Malerei (Donatello, Ma-
saccio) erinnern. Anstelle der planen
Kassettendecke sollte ein Tonnenge-
wölbe stehen. Blickt man vom Lang-
haus nach Osten, hat man trotz des
frühbarocken Baldachin-Altars, der die
Sicht in den Chor versperrt, den Ein-
druck, sich in einem Zentralbau aufzu-
halten. Brunelleschis ästhetisches
Ideal, die klassische Zentralkompositi-
on mit Vierungskuppel mit dem herge-
brachten romanisch-gotischen Lang-
haus zu verbinden, wurde zum Vorbild
des Kirchenbaus auf Jahrhunderte hin-
aus (s. Petersdom in Rom).
Die bedeutendsten Kunstwerke im
Innern sind Peruginos Glasfenster
über dem Portal (um 1500) und Filippi-
no Lippis Altarbild Madonna mit Kind
(1490) mit einer der schönsten und
poetischsten Hintergrundansichten
von Florenz (rechtes Querschiff, 4. Ka-
pelle). Im linken Querschiff verdient ei-
ne Santa Monica Beachtung, die man
dem schmalen malerischen Oeuvre
Verrocchios zuschreibt, Marmoraltar
und Skulpturenschmuck der benach-
barten Corbinelli-Kapelle (1492) stam-
men von Andrea Sansovino.
Vom linken Seitenschiff erreicht man
durch eine mächtige Vorhalle die acht-
eckige Sakristei, ein Meisterwerk Giu-
liano da Sangallos (um 1490), dessen
dezidiert an Brunelleschi orientier-
te Raum- und Lichtkomposition Michel-
angelo bei der Ausführung der Neuen
Sakristei von San Lorenzo inspirierte.
Cenacolo di Santo Spirito
Linker Hand der Kirche schließt sich
das ehemalige Augustiner-Kloster an.
In dem erhaltenen Refektorium aus
dem 14. Jh. ist ein sehr fragmentari-
sches Abendmahlsfresko (um 1360)
zu besichtigen, das mit großer Wahr-
scheinlichkeit von Andrea Orcagna
stammt. Um den relativ hohen Eintritt
 
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