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Der umtriebige
Arnolfo di Cambio
war als Baumeister in die Planung fast
all dieser Jahrhundertwerke eingebun-
den, jetzt sollte er auch noch einen re-
präsentativen Palazzo für die Republik
entwerfen, der ihr bisheriger Verwal-
tungssitz, der Bargello, nicht mehr
genügte. Zwischen 1299 und 1314
entstand das festungsähnliche Kern-
stück des
Palazzo dei Priori
mit um-
laufendem Wehrgang und 94 m ho-
hem zinnenbewehrtem Turm, der bis
heute als das Wahrzeichen von
Florenz gilt. Hier regierten und wohn-
ten die Mitglieder der
signoria
, die
Prioren und der
gonfaloniere di gius-
tizia
, der oberste Gerichtsherr, wäh-
rend ihrer kurzen Amtszeit, denn
aus wohlbegründetem Misstrauen
wählten die Florentiner ihre Stadther-
ren jeweils nur für zwei Monate und
untersagten ihnen, um jegliche Einfluss-
nahme von außen zu verhindern, ihr
Domizil außer für Amtsgeschäfte zu
verlassen.
In den folgenden Jahrhunderten
wurde der trutzige Backsteinpalast
mehrfach erweitert, ehe er 1540 von
den siegreichen Medici beansprucht
wurde. Herzog
Cosimo
ließ die mittel-
alterliche Residenz durch seine Lieb-
lingsarchitekten
Michelozzo
(Innen-
hof) und
Vasari
umfassend moder-
nisieren und verschönern. Doch seiner
spanischen Gemahlin
Eleonora di Tole-
do
missfielen die düsteren Gemäuer
im Herzen der Stadt, sodass bereits
ein Jahrzehnt darauf der Umzug in
den von Gärten umgebenen
Palazzo
Pitti
realisiert wurde. Der „alte“ Palast
hieß fortan
Palazzo Vecchio
.
Seit 1872 dient der Palast wieder als
Rathaus und Sitz der Kommunalregie-
rung. Einige Räume in den Oberge-
schossen, die sog.
Quartieri Monu-
mentali
, sind der Öffentlichkeit zu-
gänglich (Eintritt s. u. „Museen“).
Der
Salone dei Cinquecento,
der
große
Saal des Rats der 500,
der auf
Anraten Savonarolas nach der Vertrei-
bung Piero de'Medicis ab 1495 die
Geschicke der Stadt bestimmte, sollte
zunächst von Michelangelo und Leo-
nardo da Vinci freskiert werden; beide
kamen jedoch über die Vorarbeiten
nicht hinaus. So blieb es 70 Jahre spä-
ter
Vasari
vorbehalten, die großen Sie-
ge der Stadt über Pisa und Siena in
Wandbildern zu verherrlichen. Dreißig
Jahre nach ihrer Entstehung in Rom
gelangte auf Anordnung Cosimos Mi-
chelangelos Marmor-Allegorie
Genius
des Sieges
(1532-34) in den Saal der
500, die wiederum zum Vorbild von
Giambolognas
Florenz unterwirft Pisa
(1565, Original im Bargello) wurde.
Ein kleines Schatzkästlein des Mani-
erismus ist der von Vasari entworfene
Studiolo,
das Studierzimmer des be-
geisterten Hobby-Naturwissenschaft-
lers und -Alchimisten Francesco I.
Im
zweiten Stock
sind zahlreiche
Räume zugänglich, u. a. der unver-
kennbar von Vasari ausgeschmückte
Saal der Elemente
. Besondere Beach-
tung verdient der
Saal der Juno
, in dem
Verrocchios graziler
Putto mit Delfin
(1476) seinen Standort fand, nachdem
er aus konservatorischen Gründen am
Brunnen des Innenhofs einer Kopie
Platz machen musste. Über die Empo-
re des Salone dei Cinquecento betritt