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Risorgimento
to, Mercato Vecchio) wurden abgeris-
sen und durch protzige Repräsentati-
onsbauten (Piazza della Repubblica)
ersetzt.
Die bürgerlich-nationale Einigungsbe-
wegung führte im 19. Jh. zu wieder-
holten Aufständen gegen die Fremd-
herrschaft. 1859 vertrieben die Flo-
rentiner den letzten Habsburger, Leo-
pold II, und schlossen sich nach einer
Volksabstimmung an das savoyische
Königreich Piemont an.
Bis Rom dem Papst abgetrotzt wer-
den konnte, erklärte Victor Emanuele ,
der 1861 zum König des vereinten Ita-
lien ausgerufen wurde, das wiederer-
starkte Florenz 1865-71 zur provisori-
schen Hauptstadt und residierte im
Palazzo Pitti.
Während dieser kurzen Zeitspanne
veränderte sich das Stadtbild von Flo-
renz entscheidend. Anstelle der alten
Stadtmauer entstanden die breiten
Viali (Ringstraßen), und weite Teile
des mittelalterlichen Stadtkerns (Ghet-
Faschismus und Krieg
In den 1920er Jahren terrorisierten fa-
schistische Schlägerbanden die Stadt,
der 1938 auch der „Kulturreisende“
Hitler einen Besuch abstattete. Schon
wenige Tage nach dem Kriegseintritt
Italiens begannen die Florentiner, die
Fassaden ihrer Kirchen einzumauern
und mit Gerüsten zu verstärken; zwei
Jahre später setzte der Exodus der
wertvollsten Kunstschätze ein, die in
endlosen Lastwagenkolonnen aufs
Land gebracht wurden.
Selbst als Hauptverkehrsknoten-
punkt zwischen dem hart umkämpf-
ten Norden und Süden Italiens blieb
Florenz, im Gegensatz zu vielen ande-
Die Flutkatastrophe von 1966
Am 4. November 1966 stieg das Wasser des Arno nach tagelangen Regenfällen inner-
halb 24 Stunden um mehr als 5 m über seine Ufer. Sage und schreibe 685 Mio Kubik-
meter Wasser, Schutt und Geröll ergossen sich über die Stadt und vermischten sich mit
Öl und Benzin aus umgestürzten Heizkesseln und Fahrzeugen und den Abwässern der
Kloaken. Die reißende, stinkende Brühe überrollte das Santa-Croce-Viertel, füllte die
Piazza della Signoria, umschloss den Dom und verwandelte ganz Florenz in ein apoka-
lyptisches Venedig. 39 Menschen kamen in den Wassermassen und Schlammlawinen
ums Leben, und über 70.000 Altstadtbewohner verloren Obdach wie Habe. 15 Museen
und Archive, darunter die Uffizien, und 18 der bedeutendsten Kirchen, in denen das
Wasser bis 4 m und höher gestanden hatte, erlitten zum Teil irreparable Schäden. Mehr
als 1000 Tafelbilder, Gemälde, Fresken und Skulpturen „ersten Ranges“ und ganze Ma-
gazine voller Dokumente, Handschriften, Bücher, Keramiken usf. wurden schwerstens
angegriffen bzw. vernichtet.
Zum Symbol der Zerstörung, deren Ausmaß selbst die der Kriegsjahre weit übertraf,
wurde Cimabues 1290 für Santa Croce gemaltes hölzernes Tafelkreuz, das zwei Tage im
Morast moderte, ehe die Helfer sich zu ihm durchkämpfen konnten. Selbst nach jahr-
zehntelanger Restaurierung präsentiert es sich heute nur mehr als Schatten seiner selbst.
 
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