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ten, mumifizierten Händen, einem Relikt mittelal-
terlicher Gerichtsbarkeit, die Vergangenheit an-
schaulich darstellt.
Wismars Flanier- und Einkaufsmeile ist die zur Fuß-
gängerzone umgestaltete Krämerstraße, die von der
Grube sanft ansteigend hinauf zum Herz der Alt-
stadt, dem Markt, führt. Der exakt 100x100 m mes-
sende Platz ist der größte des Landes und gibt
Zeugnis vom Stellenwert des Handels in der Han-
sestadt. Prachtvolle historische Häuserensembles
säumen das weite Geviert. Die gesamte Nordseite
nimmt das klassizistische Rathaus ein, das der
Schweriner Hofbaumeister Georg Barca 1817-19
errichtete. Neben dem Rathaus erblickt man die
im neugotischen Stil umgebaute Ratsapotheke.
Dem Rathaus gegenüber, auf der oberen Platz-
seite, steht die Wasserkunst, ein reizender, zwöl-
feckiger Pavillon, der 1580-1602 vom Niederlän-
der Phillip Brandin, einem der bedeutendsten Ar-
chitekten der Renaissance in Mecklenburg, errich-
tet wurde. „Mittels Röhren verteilt die Kunst das
Wasser durch die ganze Stadt. Das ganze Werk
steht unter der Aufsicht eines Kunstmeisters, der
an gewissen Tagen die Röhren öffnet, wodurch
die mehrsten Häuser der Stadt mit Wasser verse-
hen werden“, beschreibt der Engländer Thomas
Nugent 1766 die Wismarer Wasserversorgung.
Die „mehrsten“ Häuser waren 220 Stück, die mit-
tels hölzerner Rohre mit dem frischen Nass ver-
sorgt wurden. Eine solch wichtige öffentliche
Dienstleistung verlockt anscheinend stets auch
dazu, die Hand aufzuhalten. „Die Einwohner hän-
gen von dem Eigensinn des Kunstmeisters ab, der
das Wasser nach Gutdünken laufen lassen kann.
Es kann also sein, dass jemand Wassermangel hat
(...) und muss warten, oder sich für Trinkgeld sei-
nen Kasten wieder vollaufen lassen kann“, notierte
jedenfalls der englische Reisende zum Thema.
Der Wasserkunst gegenüber steht der Alte
Schwede, das bekannteste und mit Baudatum
1380 älteste Bürgerhaus Wismars. Der spätgoti-
 
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