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Der shwedishe Botanist Carl von Linné, der im 18. Jahrhundert Russland bere-
iste, shwärmte: »Dieses Getränk hat magishe Kräte. Es stärkt die Shwahen, es
belebt diejenigen, die in Ohnmaht gefallen sind. Diejenigen, die müde von Arbeit
oder körperliher Anstrengung sind, können ihre Kräte damit weit shneller
beleben als durh feste Nahrung. Wodka taugt als Appetitanreger, Harntreiber und
Desinfektionsmittel.« Ih vermute, dass er sih dabei weniger auf eigene Er-
fahrungen und Beobahtungen stützte als auf die shönfärberishen Behauptungen
seiner russishen Gesprähspartner. Tatsählih sind die Russen davon überzeugt,
dass Wodka gegen nahezu alles hilt: gegen Liebeskummer, Radioaktivität, Impotenz
und natürlih auh gegen Alkoholismus. Der Trunksuht, so heißt es, könne man
beikommen, indem man im Wald fünf bis sieben Käfer sammle, diese in einem Glas
mit Wodka ertränkt, nah etwa einer Wohe die Käfer entfernt und den Trank
einem Alkoholiker zur Kur verabreihe.
Nahdem ih vor knapp zwei Jahrzehnten auf etwas zweifelhate Weise die russis-
he Staatsbürgershat ehrenhalber erworben habe, trinke ih Wodka allenfalls noh
aus rein berulihen Gründen. Zum Beispiel mit russishen Oizieren beim Winter-
manöver in Mulino zwishen Moskau und Petersburg. Ih trinke, weil Alkohol
bekanntlih die Zunge lokert - die meiner Gesprähspartner. Dann erzählen mir
die Generäle, wie sehr sie Boris Jelzin und seine Demokratieversuhe in den Neun-
zigern verahten, wie prima sie Putin inden und wie fürhterlih die Amerikaner.
Einige geben Weltherrshatsfantasien zum Besten, faseln von einer Allianz der
Deutshen und Russen gegen Amerikaner und Chinesen. Am Ende bin auh ih
mehr als nur angeheitert und versuhe mir verzweifelt zu merken, was die Militärs
zum Besten gegeben haben. Ih shwöre mir, Wodka nie wieder anzurühren, zu-
mindest bis zu meiner nähsten Reherhereise. Und meine Chefs will ih bei
meinem nähsten Besuh in der Zentrale unserer Redaktion auf eine Alkohol-Ge-
fahrenzulage ansprehen.
Ih muss ihnen ja niht erzählen, dass Wodka in Wirklihkeit gesund maht. Egal
ob ih über Kopfweh, Durhfall, Zahnshmerzen oder eine Grippe klage, meine
Moskauer Bekannten haben immer ein Heilmitel parat: Wodka. In den Buhhand-
lungen der Hauptstadt inden Sie Titel wie »Wodka-herapie«, »Heilen mit Wodka«
oder »herapie mit Wodka und Mondshein«. Tatsählih wurde das Wort Wodka
zunähst benutzt, um medizinishe Tinkturen zu beshreiben. Wodka mag, in
Maßen genossen, durhaus eine medizinishe Wirkung haben. Der Wodka-Forsher
Pohljobkin empiehlt, dass »jedermann über fünfzig täglih ein Gläshen trinken
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