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solle, um Energie zu tanken«. Tatsählih aber belassen es viele niht bei einem
Gläshen. Alkoholismus ist in Russland eine Volkskrankheit.
Pro Jahr trinken Russen knapp zwei Milliarden Liter Wodka. Die Analysten der
Investmentgesellshat Renaissance Capital shätzen den russishen Wodkamarkt
auf mehr als zwölf Milliarden Euro. Der Staat verdient über die Steuern oder in
Phasen der Geshihte durh sein Branntweinmonopol krätig mit.
Ungleih größer ist der volkswirtshatlihe Shaden der Trunksuht. Noh zu
Sowjetzeiten meldete die Regierungszeitung Iswestija im Jahr 1985, dass »27 Mil-
lionen Arbeiter ernste Alkoholprobleme haben und ein bis zwei Tage pro Wohe
niht zur Arbeit kommen«. Mig-29-Kamplugzeuge zershellten, weil Tehniker die
Anti-Frost-Flüssigkeit mit Wasser ersetzt haten. Damals wie heute kommen Zehn-
tausende Kinder debil zur Welt, weil ihre Eltern Säufer sind, damals wie heute wird
ein Großteil der Ehen wegen Alkoholismus geshieden. Die Lebenserwartung russis-
her Männer ist inzwishen auf 59 Jahre gesunken, ein Wert, der die reihe
Großmaht auf eine Stufe mit afrikanishen Entwiklungsländern stellt.
Vom Säugling bis zum Greis konsumieren die Russen siebzehn Liter reinen Alko-
hol pro Kopf und Jahr. Die Zahl der Alkoholiker geben die staatlihen Behörden mit
2,5 Millionen an, die Dunkelzifer ist weit höher. Seit den Neunzigerjahren
verzeihnen die Statistiker mehrere Zehntausend Alkoholtote pro Jahr, jüngst frei-
lih mit rükläuiger Tendenz. Weil die Menshen mehr Geld in den Tashen haben,
steigen viele vom billigem Wodka oder selbst gebrannten Fusel auf Wein oder Bier
um. Es gibt Hunderte Wodkamarken im Land. Zu den Klassikern zählen:
Stolitshnaja, der Hauptstädtishe, Moskowskaja, der Moskauer, dem Soda und Nat-
riumsulfat beigegeben werden und der deshalb besonders mild shmekt. Limonnaja
wird mit Zitronenshalen aromatisiert, Subrowka mit Büfelgras und Perzowka mit
Cayennepfeffer. Er treibt Ihnen die Tränen in die Augen. Auf der Basis von Wodka
stellen viele Familien ihre Hausliköre her. Nastojka heißen diejenigen, die auf Kräu-
terbasis angesetzt werden, Naliwka jene, die auf Beerenbasis beruhen. Die Zubereit-
ung kann ih regelmäßig auf den Datshen unserer Freunde im Umland von
Moskau beobahten. Sie ist einfah. Man zerkleinert die Zutaten, füllt sie in eine
große, mit Wodka gefüllte Flashe oder einen kleinen Tankbehälter. Dann stellt man
das Gefäß an einen warmen Ort und lässt den Aufguss zwei Wohen ziehen. Der
Wodka nimmt dabei das Aroma der Zutaten an.
Jahrhundertelang haben die Russen ihren Wodka für ihre Familien und ihre Fre-
unde selbst hergestellt. So ist das Getränk Teil der eigenen Identität geworden und
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