Travel Reference
In-Depth Information
Um ähnlihe Desaster bei Ihrem Moskauaufenthalt zu vermeiden, sollten Sie sih
an folgende Empfehlungen halten: Trinken Sie nie durheinander. Wenn Sie Wodka
behern, bleiben Sie beim Wodka. Spriht einer das Wort Jorsh auh nur aus, ver-
drehen Sie die Augen, als häten Sie Rinderwahnsinn. Wenn das niht ausreiht und
Sie immer noh aufgefordert werden, weiterzutrinken, wälzen Sie sih auf dem
Boden und hofen, dass der Kelh an Ihnen vorübergeht. Trinken Sie nie, ohne dabei
etwas zu essen. Das sollte Ihnen niht shwerfallen, denn Speisen sind in Russland
letztlih die Begleitung zum Wodka, ja manhem gilt er selbst als Nahrungsmitel.
Vielleiht wird er deshalb auh niht in Liter, sondern in Gramm gemessen. Sto
Gramm, hundert Gramm, betrug die Tagesration der Sowjetsoldaten, als sie im
Zweiten Weltkrieg den Angrif Hitlers abwehrten und shließlih bis Berlin
marshierten.
Einige meiner engsten Freunde inden, dass die russishe Kühe die einzige in der
Welt ist, bei der es niht ums Essen geht. Außer ums Trinken geht es um das
Zusammensein. Dennoh biegt sih bei Familienfesten die Tafel, und dennoh
shmekt es in Moskau ganz vorzüglih. Langen Sie bite bei den Sakuski, den Vor-
speisen, krätig zu: Eingelegte Gurken und Tomaten, marinierte Pilze, Kartofelsal-
ate mit Mayonnaise, Stör und Kaviar, Spek oder ein Shluk Sardinenöl bewirken,
dass der Alkohol später in die Blutbahn gelangt.
Menshen im Westen nippen an ihrem Wodka, Russen kippen ihn in einem Zug
hinunter. Halten Sie es genauso. So vermeiden Sie, dass der Alkohol durh die
Mundshleimhaut aufgenommen wird. Sie bleiben etwas länger halbwegs nühtern.
Bei den Trinksprühen erheben Sie Ihr Glas mit den anderen, trinken es aber nur
zur Hälte aus. Die meisten Gastgeber haben nah der driten oder vierten Runde
ein Erbarmen mit shwähelnden Ausländern und shenken nah, ohne darauf zu
bestehen, dass Sie Ihr Glas zuvor bis zum letzten Tropfen leeren. Wenn Sie gar niht
trinken wollen, dann shauen Sie Ihren Tafelkumpanen tief in die Augen und
stöhnen: »Ih darf niht.« Dabei shüteln Sie voller Verzweilung den Kopf und
shauen zerknirsht zur Deke. Man wird verstehen und mitleidig niken. Die An-
wesenden halten Sie nun wahlweise für einen ehemaligen Alkoholiker, der seit Mon-
aten oder Jahren erfolgreih abstinent ist, oder für einen Todkranken mit fortgesh-
ritener Leberzirrhose. Ofen über Alkoholismus zu reden ist in Russland verpönt.
»Das wird vershwiegen, als handele es sih um eine Geshlehtskrankheit«, sagt
der Shritsteller Wiktor Jerofejew.
Search WWH ::




Custom Search