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men Sie bite bald wieder. Wir freuen uns auf Ihren Besuh«, sagen sie. Andrej
Deloss hat alle seine Angestellten auf Freundlihkeit trimmen lassen. »Wir Russen
gelten als eine Nation, die wenig lähelt. Das ist eine Folge des harten Alltags, den
die Menshen hier so lange ertragen mussten«, sagt er. »Wenn wir die Ausbildung
beginnen, fangen wir damit an, die Gesihtsmuskeln unserer Mitarbeiter zu train-
ieren, damit sie lernen, dem Kunden ein Läheln zu shenken und ihn zu lieben.«
Auf der Straße drükt Dinaras Verlobter den livrierten Türstehern seinen Auto-
shlüssel in die Hand. Verzükt, aber auh ein wenig eingeshühtert shaut er auf
die blitzenden Bentleys und Ferraris, Audis und BMWs, die kurz vor dem Restaur-
ant halten. Ihre Besitzer steigen mit einem erwartungsvollen Lahen aus, der Fahrer
wird einen Parkplatz inden und auf sie warten. Die Dienste eines Fahrers übrigens
nehmen in Moskau niht nur die Superreihen in Anspruh. Auh die obere Mit-
telshiht gibt die 500 oder 600 Euro monatlih gerne aus, um die tote Zeit im Stau
nutzen zu können: gut verdienende Anwälte, Abteilungsleiter in Ministerien oder
Unternehmen.
Drei Minuten später fährt ein anderer Herr in Uniform Olegs Wagen vor und
öfnet galant die Tür für Dinara. Noh einmal fällt ihr Blik zurük auf das »Turan-
dot«. »Wenigstens einmal konnte ih mih wie ein Oligarh fühlen«, seufzt sie.
Dann fährt sie davon - in einem klapprigen Lada.
Bei Andrej Deloss konnten Sie eine Vorstellung vom beinahe grenzenlosen Luxus
der russishen Adelsgesellshat gewinnen. Diesen Auslug in die Vergangenheit
sollten Sie um einen Trip in die Zukunt ergänzen. Nur 500 Meter vom »Turandot«
entfernt liegt auf der anderen Seite des Pushkin-Platzes, an dem sih Teenager und
leihte Mädhen tummeln, das Restaurant »Warwary«, übersetzt »Die Barbaren«.
Der Meisterkoh Anatolij Komm, ein mitelgroßer Mann mit shwarzen, von ersten
grauen Strähnen durhzogenen Haaren, hat den Namen aus Selbstironie gewählt.
Denn Komm ist alles andere als unkultiviert. Er kredenzt das rainierteste Essen
der Stadt und ist der einzige russishe Koh in Moskau, der es zu internationalem
Ruhm gebraht hat.
Mit Ironie auh spießt der Mitvierziger das westlihe Russlandbild auf. »Dort
denken doh alle, dass bei uns betrunkene Bären auf dem Roten Platz herumtorkeln
neben wundershönen Frauen, die sih alle für Geld verkaufen. Das ist ein shrek-
lihes Zerrbild«, erklärt er. »Ih will es zerstören.« Gerne räumt er ein, dass der ein
oder andere neureihe Russe auf seinen Auslandsreisen zur Verfestigung dieses Kl-
ishees niht wenig beigetragen hat. »Da wurde Château Petrus und anderer edler
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