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einer blauen Deke. Ein ganzes Labor ist damit beshätigt, Lenins Leihnam eini-
germaßen instand zu halten. Nah dem Zerfall der Sowjetunion allerdings wurde
dem Labor ein Großteil der staatlihen Zushüsse gestrihen. Es hält sih über
Wasser, indem es Tote, die bei shweren Unfällen ums Leben kamen, für die Auf-
bahrung herrihtet.
Boris Jelzin (1931-2007), von 1991 bis 1999 das erste demokratish gewählte Staat-
soberhaupt Russlands, hat mehrmals erwogen, Lenin zu beerdigen. Letztlih
shrekte er vor dem Widerstand der damals noh starken Kommunistishen Partei
und den Gefahren neuer bürgerkriegsähnliher Auseinandersetzungen zurük.
Unter Wladimir Putin, der den Kommunisten durh seine Großmahtrhetorik einen
Teil ihrer Wähler abspenstig mahte, lammte die Lenindiskussion nur noh selten
auf. Die Gouverneurin von Sankt Petersburg, Walentina Matwijenko, stellte allerd-
ings fest, dass »Russland niht Ägypten« ist. Irgendwann wird Lenin bestatet wer-
den. Dann ist das Ende des Kommunismus auh oiziell besiegelt.
Nur wenn Sie Lenins Leihnam besihtigen, können Sie sih einem der bestge-
hüteten Geheimnisse der Sowjetunion nähern: der Geliebten Lenins. Hinter dem
Mausoleum laufen Sie vorbei an den Büsten der Generalsekretäre Josef Stalin, Jurij
Andropow und Konstantin Tshernenko. In die Kremlmauer aus rotem Ziegelstein
sind Tafeln mit den Namen der hier begrabenen Personen eingelassen, die sih um
den Sowjetkommunismus verdient gemaht haben. Hier ruhen Clara Zetkin, die
deutsh-polnishe Revolutionärin und Begründerin des »Internationalen Frauent-
ages«, Jurij Gagarin, der erste Mensh im Weltall, und John Reed, der amerikanis-
he Chronist der Oktoberrevolution. Eine der Tafeln trägt den Namen Inessa Ar-
mands, der Frau, die Lenin so liebte, dass der kalte Revolutionär ihr zärtlihe Liebes-
briefe shrieb, in denen er sie »mit tausend Küssen« bedekt. Viele Jahrzehnte
mussten verfänglihe Stellen des Briefwehsels geheim bleiben. Nihts sollte das Bild
vom Musterrevolutionär und Musterehemann stören, kein gewöhnliher Sowjetbür-
ger wissen, dass Inessa, die »Kampfgefährtin Lenins«, mit dem Revolutionsführer
auh das Bet teilte.
Lenin und Inessa, eine gefeierte Shönheit und kommunistishe Revolutionärin
mit großbürgerliher Erziehung, lernen sih 1910 in Paris kennen. Lenin kann, wie
der französishe Sozialist Charles Rappoport notiert, »seine mongolishen Augen
niht von der Kleinen lassen«. Er wohnt mit seiner wenig atraktiven Frau Na-
deshda Krupskaja in der Rue Marie Rose 4, Inessa in Hausnummer 2. Stundenlang
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