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stehen, pfeilförmig ragen sie auf die Fahrbahn, manhmal parken andere Autos sog-
ar in der zweiten Reihe und verstopfen so zum Beispiel die enge Straße vor meinem
Büro. Die Polizei zu rufen wäre sinnlos. Die ist damit beshätigt, Bestehungsgelder
einzusammeln. Noh dazu verstoßen die Zweit-Reihen-Parker gegen keine Bestim-
mung.
Fahren Sie selbst Auto und werden eingeparkt, shauen Sie zuerst in die Winds-
hutzsheibe des Übeltäters. Ist er ein anständiger Mensh, hat er seine Mobiltele-
fonnummer zurükgelassen. Ein Anruf genügt, und nah einigen Minuten Zeitver-
lust können Sie sih wieder in den ganz alltäglihen Wahnsinn des Moskauer
Straßenverkehrs stürzen - oder einen neten Menshen kennenlernen, einen Kafee
trinken und mit Ihrem Auto noh zusätzlih die Straße verengen. Wenn Sie blokiert
sind, ohne dass der Fahrer sein Mobiltelefon der Öfentlihkeit miteilt, haben Sie je
nah Gemütslage zwei Möglihkeiten. Sind Sie wütend, rüteln Sie so lange am
Fahrzeug, bis die Alarmanlage losgeht, und hofen, dass dies den Besitzer herbei-
lokt. Sind sie fröhlih und gelassen, shreiben Sie die Autonummer auf und mahen
sih in umliegenden Geshäten und Büros auf die Suhe nah dem Eigentümer. Vi-
elleiht inden Sie beim Bummeln ja noh ein Geshenk für Ihre Frau oder die
Kinder.
Meine beiden Söhne übrigens haben gleih am ersten Wohenende, nahdem wir
nah Moskau umgezogen waren, bemerkt, dass in der russishen Hauptstadt alles
anders ist. Es war ein leiht verregneter Samstag im August. Unsere Kinder saßen
auf der Fensterbank im Wohnzimmer. Sie shauten auf andere Platenbau-Wohn-
bloks und auf die Hohspannungsleitung auf der anderen Straßenseite. »Papa, toll,
da unten fahren die Autorennen«, sagte Moritz, mein Ältester. Mit seinen sieben
Jahren durte er vom Frühstükstish aufstehen, wenn er fertig gegessen hate.
Meine Frau und ih tranken noh in Ruhe einen Tee. »Au ja, ein Rennen, prima«,
jauhzte Max, der damals fünf Jahre alt war und sih mindestens so für Autos in-
teressierte wie sein Bruder. Tatsählih raushte von unten der Verkehr, hin und
wieder heulte ein Motor auf, Reifen quietshten beim Kavalierstart an der Ampel.
Kinder neigen gelegentlih zur Übertreibung. Der Verkehrslärm war noh einige
Dezibel von Formel-Eins-Rennen am Hokenheimring entfernt. Dennoh klang es
bedrohlih. Ein Blik nah unten genügte, um zu verstehen, dass das, was sih dort
abspielte, niht das Geringste mit der Beshaulihkeit zu tun hate, mit der sih
Autos im Hamburger Vorort Wellingsbütel fortbewegten, wo wir zuvor gelebt hat-
ten.
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