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In Halle zwei wiehert ein Pferd freudig ins Publikum. Ilja Kulygin, der Besitzer
des Rassepferdes, trägt einen grauen Nadelstreifenanzug; seine blonde Begleiterin
ist so shön, dass sie auh gut auf eine Miss-World-Wahl passen würde. Still genießt
Kulygin die Blike der Zushauer der Pferdeshow. Zärtlih fährt er mit seiner reht-
en Hand über den Hals seiner neuesten Eroberung - den Hals des Pferdes, niht der
Dame, versteht sih. Mehr als eine Million Dollar habe das Prahtexemplar gekostet,
erklärt Polina, seine Frau für Öfentlihkeitsarbeit, und shiebt mit unshuldigem
Blik hinterher: »Die Liebe zu Pferden eint Wladimir Putin und die Oligarhen.«
Nur damit keine Missverständnisse aukommen. Denn Putin geriert sih gerne als
Anwalt der kleinen Leute, der den Reihen nihts durhgehen lässt, obwohl er sie
ähnlih begünstigt wie sein Vorgänger Boris Jelzin.
Oligarhen, so nennen die Russen die kleine Gruppe von Männern, die sih in den
Neunzigerjahren einen Großteil der Bodenshätze und Fabriken des Landes unter
den Nagel gerissen haben. Der damalige Präsident Jelzin ließ Staatsbesitz privatis-
ieren und zu Spotpreisen an diejenigen verkaufen, die seine Wiederwahl inanzier-
ten. Tatsählih forderten sie für ihre Unterstützung auh einen Teil der politishen
Maht. Wladimir Potanin, einer der Hauptaktionäre des weltgrößten Nikelwerkes,
und mit einem Vermögen von fünfzehn Milliarden Euro auf Platz sehs der russis-
hen Forbes-Liste, war zeitweise Vizepremier. Boris Beresowskij, der mit Autohandel
und durh eine Beteiligung bei Aerolot seinen Reihtum begründete, wurde stellver-
tretender Chef des Nationalen Siherheitsrates und ließ so ziemlih jeden in Moskau
wissen, dass er die graue Eminenz der Jelzinregierung sei. Wladimir Putin hat bald
nah seinem Amtsantrit alle Oligarhen im Kreml versammelt und ihnen die neuen
Spielregeln erklärt: Wer sih loyal zu Putin verhielt, durte sein Vermögen behalten.
Wer sih gegen den Kreml stellte, verlor es.
Polina wird shweigsamer, wenn es um das Vermögen ihres Chefs geht. Eine von
Kulygins Firmen organisiere Reisen für die oberen Zehntausend und das ein oder
andere Regierungsmitglied. Die Namen sind Geshätsgeheimnis, die Reiseziele
niht. Es geht nah Ascot zum Pferderennen und gerne auh nah Dubai, die Loge
mit dem Sitz in unmitelbarer Nähe des Sheihs inbegrifen. Oder zur Abwehslung
fünf Tage für gerade mal 15000 Euro zum Überlebenstraining in den Dshungel
nah Kambodsha. »Für Männer, die shon jede Hauptstadt der Welt gesehen und
an jedem Strand der Welt gebadet haben. Männer, die alles erreiht haben und sih
als wirklih harte Kerle beweisen wollen«, sagt Polina.
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