Travel Reference
In-Depth Information
ein mehrtägiges Programm organisiert mit Auslügen ins Umland, Museums- und
heaterbesuhen und langen Abenden in Restaurants. Denn eine gute Hohzeit
dauert in Moskau länger als nur einen Tag. An jedem der 93 Punkte meiner »To-do-
Liste«, die ih neben dem Badezimmerspiegel befestigt hate, prangte nun ein diker
Haken. Zufrieden rasierte ih mih. Der Pelzmantel, den ih meiner Frau shenken
würde, hing an der Außenwand des Shranks neben dem Wohnungseingang. Nihts
konnte shiefgehen, eigentlih.
Nur ein alter Moskauer Hohzeitsbrauh sorgte für leihtes Bauhgrummeln. Um
sieben Uhr rief ih zur Siherheit noh einmal Wassilij und Konstantin an, beide
Fahrer im Büro des Wohenmagazins Stern, für das ih damals als Korrespondent
arbeitete. »Ihr kennt eure Aufgaben. Haltet euh exakt an den Plan«, ermahnte ih
beide. Wassilij fuhr den Brautwagen, einen eleganten Wolga, Baujahr 1959. Kon-
stantin den Bräutigamwagen, eine dieser shwarzen SIL-Limousinen, in denen sih
auh die Spitzen der KPdSU herumkutshieren ließen. Wir haten den SIL geliehen.
So halten die Moskauer es bis heute, egal ob arm oder reih. Der Hohzeitskonvoi
muss von einem diken Auto angeführt werden, am besten von einer Strethlim-
ousine. Nur dass heute meist ein lang gestrekter Lincoln oder ein Hummer gebuht
werden. Die alten sowjetishen Staatskarossen sind eher etwas für Nostalgiker.
Mein Lebensglük lag in den Händen von Konstantin und Wassilij. Hate ih sie
in den letzten Wohen im Büro vielleiht zu hart rangenommen? Vielleiht einen
von ihnen irgendwann beleidigt? Meine Bräutigamlimousine würde genau zwei
Minuten nah dem Brautwagen vom Haus meiner Frau losfahren. Der Weg zum
Standesamt dauerte etwa zwanzig Minuten. In dieser Zeit musste mein Fahrer Kon-
stantin es shafen, den Brautwagen zu überholen. Vor dem Standesamt würde ih
aus der Tür springen und shon bereitstehen, wenn meine küntige Frau eintraf.
Dann würde ih ihr die Tür ihres Autos öfnen, ihr galant beim Aussteigen helfen,
und nur dann würde sie mih heiraten. Käme ih zu spät und sie als Erste beim
Standesamt an, wäre die Hohzeit geplatzt.
Finstere Gedanken gingen mir durh den Kopf. Was, wenn es sih meine Frau an-
ders überlegte und ihren Fahrer Wassilij zu großer Eile antrieb? Shließlih hate ih
sie zwei lange Jahre umworben, bis sie einwilligte, mih zu heiraten. Ih hate von
einem Fall gelesen, in dem die Braut gar dem Fahrer ihres Wagens die Ehe ver-
sprohen hate, nur um die bevorstehende Heirat noh im letzten Moment abwenden
zu können. Wenigstens das würde niht passieren. Meine Frau war ein anständiges
Mädhen. Was aber, wenn mein SIL, shließlih ein Auto sowjetisher Produktion,
Search WWH ::




Custom Search