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In der Nähe liegt Woronino, ein 400 Jahre altes Dorf. Zu den traditionellen
Holzhäusern mit ihren iligran geshnitzten Fensterläden gesellen sih dort mehr
und mehr zwei- oder dreistökige Baksteinhäuser der neuen Mitelshiht. Belows
Villensiedlung aber wirkt wie vom Himmel gefallen. Mit ihren Fassaden aus gelbem
Sandstein und den shlanken, neoklassishen Säulen könnte sie in Italien stehen
und vor hundert Jahren gebaut sein. Below trägt eine große, kreisrunde Brille mit
shwarzem Rand. Auf verblüfende Weise sieht er aus wie eine Mishung aus Karl
und Grouho Marx. Er koketiert damit, »seine eigene Verbürgerlihung aufhalten«
zu wollen, aber auh für Below gilt, was er im Blik auf seinen Berufsstand fests-
tellt: »In Moskau werden Arhitekten zu Millionären, weil sie für Milliardäre
arbeiten.«
In seiner Siedlung »Monolith« kostet das billigste Haus eine Million Euro, das
teuerste fünf. Shon vor Baubeginn waren alle verkaut. Die Nahfrage nah Ein-
familienhäusern ist gewaltig. Wer Moskau auf Satellitenfotos anshaut, kann auf
den ersten Blik erkennen, dass der Wald im Umland von Jahr zu Jahr weniger
wird. Statdessen sprießen Tausende von Minidörfern und Dutzende Trabanten-
städte aus dem Boden. Niht nur die Superreihen, sondern auh Hundertausende
Moskauer, die als Bankangestellte, korrupte Beamte, Juristen und Kleinun-
ternehmer über genügend Geld verfügen, bauen sih neben ihren Stadtwohnungen
shmuke Häuser vor den Toren Moskaus - ein Luxus, den sih in Deutshland
kaum jemand leisten kann.
Allein an der Neu-Riga-Chaussee, einer von 24 großen Ausfallstraßen aus der
Hauptstadt, entstehen gegenwärtig 350 Dörfer im Stil von Monolith - manhe mit
billigeren Häusern, manhe noh exklusiver, alle aber mit meterhohen Mauern und
eigenen Wahmannshaten. Sie sollen die Käufer vor Einbrehern und Autrags-
mördern shützen. Einige dieser Reihenghetos verfügen über eigene Shulen und
Kindergärten. Viele von ihnen stellen an Prunk und Vershwendungssuht die
Datshensiedlungen der Sowjetelite in den Shaten: das Dihter- und Künstlerdorf
Peredelkino beispielsweise, wo die Shritsteller Ilja Ehrenburg, Boris Pasternak und
Jewgenij Jewtushenko wohnten. Das Haus von Pasternak ist heute ein Museum.
Sie erreihen Peredelkino mit dem Zug vom Kiewer Bahnhof aus.
Die Namen der neuen Wohninseln erlauben es, sih in der ganzen Welt zu Hause
zu fühlen, ohne Russland je verlassen zu müssen: Venedig, Barcelona oder Nizza
stehen zur Auswahl und Österreih, Benelux oder Klein-Italien. Wenigstens hier
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